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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 1. Abhandlung): Martials Grabepigramm auf den Pantomimen Paris: XI,13 — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42020#0011
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Martials Grabepigramm auf den Pantomimen Paris

5

I.
Das Epigramm gehört in das Jahr 96, steht also weit ab
vom Todesjahr des Paris. Ihn, den zweiten großen Pantomimen
seines Namens1 (der deshalb vielleicht angenommener Künstler-
name war), hatte Domitian etwa 82 ermorden lassen, weil er der
Liebhaber der Kaiserin gewesen war. Domitia kam mit der Ver-
bannung davon, durfte jedoch bald wieder zurückkehren, wir wissen
nicht wann, vielleicht 842. Bei der Rachsucht des Kaisers lebte
sie in steter Furcht, so daß sie schließlich an der Verschwörung
teilnahm, die 96 zur Ermordung Domitians führte. Unmöglich
konnte sie es zu Lebzeiten des Kaisers gewagt haben, Paris an der
Via Flaminia in einem „vornehmen Grabbau“ bestatten zu lassen.
Diesen Ausdruck Martials nobile marmor müssen wir in vollem
Gewicht nehmen, wie der sonstige Sprachgebrauch des Dichters
lehrt. Das Wort marmor für Grabmal kommt in seinen — fingierten
oder wirklichen — Grabepigrammen nur fünfmal vor: hoc sub mar-
more liegt der jung verstorbene Glaucias (VI 28, 4); das sicher
nicht ärmliche Grabmal des M. Valerius Messala Corvinus heißt
nur marmora Messalae (X 2, 9; vgl. Messalae saxa VIII 3, 5);
brevem titulum marmoris huius geht auf das Grabmal der Eltern
von Domitians Architekten Rabirius, der ihm den kaiserlichen
Palast auf dem Palatin erbaut hatte (X 71, 2). An allen diesen
Stellen ist kein charakterisierendes Beiwort verwendet. Marmora
parva quidem (X 63, 1) bergen den Leib einer Matrone, aber das
Grab wetteifert mit Weltwundern wie Mausoleum und Pyramiden,
denn die Bestattete hatte an zwei Säkularfeiern teilgenommen und
war doch univira geblieben (Martial drückt sich derber aus). Hier
ist das Epitheton gesetzt, um den Kontrast zwischen dem gewal-
tigen Ruhm und dem bescheidenen Grabmal zu verschärfen. Mit
nobile marmor läßt sich nur vergleichen altaque . . . Licini
marmora (VIII 3, 6), und das geht auf das fürstliche Grabmonu-
ment des ungeheuer reichen Freigelassenen des Augustus an der
Via Salaria, das auch sonst geradezu typisch für Prunksucht ge-
wesen war3.

1 Die Zeugnisse bei H. Bier, De saltatione pantomimorum, Diss. Bonn
(Brühl 1920), 85f. Wenn Bier von Martial sagt, mortuo neniam cecitiit, so
läßt dieser Ausdruck nicht sicher erkennen, ob Bier an ein nur literarisches
Elogium oder an ein wirklich für das Grab bestimmtes επίγραμμα denkt.
2 Stein, RE 5, 1515.
3 Schol. Pers. 2, 36; A. L. 414; Stein, RE 13, 502.
 
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