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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 1. Abhandlung): Martials Grabepigramm auf den Pantomimen Paris: XI,13 — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42020#0029
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Martials Grabepigramm auf den Pantomimen Paris

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deliciae gewesen, umgebogen. Man hat Paris bewundert und ge-
liebt, und Geliebter war er der Kaiserin und vielen gewesen. So
wenig unmittelbare Aussagen biographischer Art das Epitaph ent-
hält, ersteht vor uns nicht nur die Kunst des Mannes, sondern
klingt auch sein Wesen durch, und klingt mit, weil jeder an Catulls
Nänie sich erinnert fühlte bei all jenen der ars und ihrer Wirkung
geltenden Wendungen deliciae, lusus, voluptas, Veneres Cupidines-
que. Sie schließen wie die Obertöne eines Grundtons das Mensch-
liche des Mannes ein, der zu den et quantumst hominum venusti-
orum gehört hatte. Das Geistige der ars steht immer gleich da-
neben: sales Nili neben deliciae Urbis, ars vor gratia, lusus vor
voluptas, decus dolor vor Veneres Cupidines. Alles Private, was
durch die Bestellung der Kaiserinwitwe hätte ausgelöst werden
können, geht im allgemeinen auf. Urbs und Romani theatri weiten
den Horizont ins Überpersönliche, Auftraggeberin und Dichter
machen sich zur vox populi. Mit dem Fehlen konkreter biogra-
phischer Angaben hängt wohl auch zusammen das Fehlen kon-
kreter Hinweise auf besondere Seiten von Paris Bühnenwirksam-
keit, wie wir sie auf Grund der Tradition im griechischen Epi-
gramm auf Pantomimen zu erwarten geneigt sind. Damit be-
rühren wir den letzten Punkt unserer geschichtlichen Einordnung
des Gedichtes. Das Ergebnis kann ganz kurz gefaßt werden:1
Nichts von dem, was seit augusteischer Zeit zum Stil der Epi-
gramme auf Pantomimenkünstler gehört, findet sich bei Martial.
Er nennt keine Lieblingsrollen des Paris2, spricht nicht von den
„redenden Händen“ des stummen Spielers3, nicht vom sprechen-
1 Es würde zu weit führen, das im einzelnen darzulegen. Ich habe die
auf Pantomimen bezüglichen literarischen und epigraphischen Epigramme
(teils Huldigungen, teils Grab-, teils Spottgedichte) der Griechen und Römer
interpretiert in einem Kapitel meiner noch ungedruckten „Epigrammstudien“.
Es handelt sich, soweit ich bisher sehe, um folgende Stücke: 1) CIL YI 10115;
CEL 925 (dazu Buecheler, Kl. Sehr. 2, 195ff.); Dessau 5197; richtige Be-
urteilung erst bei Bier a.a.O. 79). — 2) Krinagoras A.P. IX 542 (Rubensohn
40). — 3) Antipater Thess. XVI 290. — 4) Boethos IX 248. — 5) άδεσπ. XVI 289.
— 6) Unser Martialepigramm, das eine Sonderbehandlung finden mußte. —
7) CIG I 6305; Käibel, Ep. Gr. 608; IG XIV 2124. — 8) Lukillios XI 253.
— 9) id. 254. — 10) Palladas XI 255 = 11) Ausonius ep. 31 p. 434 P. —
12) Paulus Silent. VII 563. Auf Pantomimen-Schauspielerinnen: 13—16) Le-
ont. Scholast. XVI 283; 284; 286; 287. — 17) Luxorius, AL 310. Nach den
Nummern dieses Katalogs zitiere ich im folgenden.
2 Vgl. no. 4, 5, 8, 9, 10, 11, 16, 17.
3 Vgl. no. 2, 5, 7, 13.
 
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