Metadaten

Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 3. Abhandlung): Messerbräuche: Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde — Heidelberg, 1941

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42022#0012
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
12

Eberhard Freiherr von Künssberg:

wendet. Ein andermal (in einer Urkunde des zwölften Jahrhunderts)
dienen abgeschnittene Haare als Wahrzeichen1
et inde saisivi eam per capillos capitis mei et fratris mei Ru-
dulphi de Warenna, quos abscidit cum cultello de capitibus nostris
ante altare Henricus episcopus Wintonensis.
Der Brauch, zum Gedächtnis Haarlocken abzuschneiden, findet
sich schon im elften Jahrhundert in der Bretagne2.
Aus Spanien hat Hinojosa einen Beleg für das Urkunden-
messer beigebracht3. Da aber darin vom forum terre die Rede ist,
vom Landesgewohnheitsrecht, so gibt es sicher noch weitere Bei-
spiele.
§ 2. Deutschland, Dänemark.
Vom Messer als Zeichen der Übereignung sagt Grimm4, daß
er es in keiner deutsch abgefaßten Urkunde angetroffen habe. Seit-
dem sind doch einige wenige derartige Beispiele veröffentlicht
worden. In der Ausgabe der rheinischen Weistümer ist5 eine Auf-
lassungsurkunde von Müngersdorf angeführt, wonach diese Rechts-
handlung geschehen sei
up der vrien straissen, da dat billich ind van rechte gescheyn
soulde, mit hande, mit bahne, mit munde, mit metze ind wasem
ind mit upgeworpen gelde in die luycht ind mit alle der bester
wysen, formen und manieren, as man vry eygens erfs ussgain
ind zo vertzien pleit.
Der gleiche Band bringt einen lateinischen Text aus Vanikum aus
dem Jahre 1384, der durchaus den Eindruck macht, als ob er die
1 12. Jahrhundert Dugdale, Monasticum Anglicanum V (1849), S. 15
nr. 9.
2 E. Mayer, a.a.O., 104 Anm. 28. — Vgl. Du Cange IV 414: hoc dono
investivi Rainerum abbalem flocillo capillorum meorum.
Verständlicher ist es, wenn die Schere als Wahrzeichen der Investitur
gleich praktisch und symbolisch verwendet wird zum Abschneiden von Haaren;
vgl. die Stelle bei Du Gange IV 414: Odo comes de Corboilo concessit Deo et
s. Germano Ponlisariensi quandam vieriam quam habebat in terra Marissarti,
deprecante matre sua comitissa de Croceio, cum forficibus, quas in manu tenebat,
cum quibus forficibus Robertus monachus reinvestiert eum de beneficio loci. Qui-
bus etiam forficibus statim idem comes totondit quendam armigerum Walterii
Tosardi.
3 1195 Santa Maria del Puerto (Kastilien) / Zeitschrift für Rechts-
geschichte, Germanistische Abteilung 31 (1910), 296: roboravi supradictum
solarem super cultellum sicut est forum terre.
4 Grimm, Rechtsaltertümer I 235.
5 Rheinische Weistümer II 1, 229 (vom Jahre 1390).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften