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Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 3. Abhandlung): Messerbräuche: Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42022#0074
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V. Kapitel.
§ 16. Abergläubisches.
1. Eisen. — 2. schwarz. — 3. spitz.
Der Aberglaube, der ja keinen Gegenstand und keine Tätig-
keit des Menschen unberührt läßt, sondern sie alle ergreift und
durchsetzt, hat auch das Messer vielfach in seinen Kreis gezogen.
Das erklärt sich schon sozusagen aus der ,,Menschennähe“ des
Messers, des treuesten Begleiters und schwer entbehrlichen Helfers
des Menschen. Im folgenden soll jedoch keineswegs der Messer-
aberglaube1 in allen seinen Erscheinungen und Auswirkungen be-
trachtet werden, sondern nur jene Vorstellungen und Bräuche, die
in irgendeiner Weise auch im Bechtsbrauch Vorkommen und die
daher unter Umständen zur Klärung unserer Fragen beitragen
können. Der Messeraberglaube ist sehr alt, gewiß schon vor-
geschichtlich; er ist universell, bei allen Völkern aller Zeiten an-
zutreffen. Das ist mit ein Grund, daß unter den volkstümlichen
Erzählungsmotiven das Messer diese große Rolle spielt2. Es wird
wohl kein Sagenbuch und keinen Märchenschatz geben, in dem es
uns nicht begegnen würde. Was Wunder also, wenn gelegentlich
auch in Rechtsquellen und in Rechtsbräuchen sich Gedanken aus
diesem Kreise finden! Soll es doch auch heute noch Vorkommen,
daß sich jemand ein neugekauftes Taschenmesser weihen läßt3.
1. Zauberische Wirkung kommt dem Messer zu, weil es aus
Eisen ist, weil es eine scharfe Waffe ist, weil es spitz ist. Es soll
vor allem Schutz bieten gegen böse Kräfte, soll sie abwehren und
bannen.

1 Vgl. den Artikel „Messer“ von A. Haberlandt im Handwörterbuch
des deutschen Aberglaubens VI (1934), 189ff.
2 Vgl. die Zusammenstellungen in: Stith Thompson, The Types of the
Folktale; Antti Aarnes Verzeichnis der Märchentypen translated and en-
larged (= FFC. 74), Helsinki 1928; H. Ellekilde, Nachschlageregister zu
Feilberg (= FFC. 85), 1929, S. 132; Stith Thompson, Motiv Index of Folk
Literature, VI. Alphabetical Index (= FFC. 117), 1936, S. 320. Frazer,
Golden Bough, Bibliography and General Index, 1925, S. 336.
3 Mailly, Rechtsaltertümer, 1929, S. 52.
 
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