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Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 3. Abhandlung): Messerbräuche: Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42022#0039
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Eberhard Freiherr von Künssberg:

die Fälle, von denen oben1 berichtet wurde und die sich auf Hoch-
zeiten im Hause Anjou und anderer vornehmer fränkischer Kreise
beziehen. Da scheint mir das Messer doch mehr Scheinpfand zur
Sicherung der Schenkung zu sein als zur Sicherung des Eheverspre-
chens. Und wenn dann Jahrhunderte später Messer als Verlöbnis-
geschenke gegeben werden, so 1530 in Zürich2, seit dem 17. Jahr-
hunderte in England — so braucht das keineswegs in die gleiche
Entwicklungsreihe zu gehören. Messer gehörten eine Zeit lang zur
täglichen Kleidung, noch mehr aber zur Festkleidung; damit ist
die Sitte der weddingknives oder brideknives3 schon genügend
erklärt.
Der Ergänzung und des Gegensatzes wegen mag noch erwähnt
werden, daß auf Sardinien umgekehrt das Mädchen dem Burschen
ein kleines Taschenmesser mit Beingriff schenkt als Treupfand4.
Aus England5 wird die Verwendung eines Messers beim Ab-
schluß von Geschäften noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts be-
richtet: “In the Peak of Derbyshire, about twenty years ago, a
knife was used in ‘knocking off a bargain’; compare the expres-
sion ‘to strike a bargain’. I have no particulars of the exact way
in which the knocking off was done, but I was told that a knife
was actually used.”
Die Verwandtschaftsnähe von Messer und Schwert bringt es
mit sich, daß die Bezeichnungen und Verwendungen ineinander
übergehen. Wenn in den Quellen von langen Messern die Bede ist,
so sind das Waffen, und auch im Lateinischen ist für gladius das
Wort culter möglich oder cultellus, und umgekehrt. Um so weniger
kann es auffallen, daß wir gelegentlich auch als Traditionswahr-
zeichen oder als Wadia eine Waffe finden:
ipsam ecclesiam per meum gladium vobis reddidi
sagt eine Metzer Urkunde6 von 795. Ein spanisches Beispiel7 aus
dem Jahre 1128 lautet:
mittat comiti Raimundo Pontius pro 10000 solidis ensem cum
toto suo guarnimiento et comes comendet ipsam espadam cum
ist.o guarnimento P.
1 Siehe § 1, S. 8, 9. 2 Bächtold S. 137.
3 Brand, Populär Antiquities II, 13111'.; Frank Ward / Notes and
Queries 152 (1927), 228. 4 Bächtold S. 76.
5 S. O. Addy / Notes and Queries 152 (1927), S. 65.
6 E. Mayer, Einkleidung, S. 102.
7 E. Mayer, El antiguo derecho de obligaciones espanol segtin sus rasgos
fundamentales, Barcelona 1928, S. 238 f.
 
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