Metadaten

Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 3. Abhandlung): Messerbräuche: Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde — Heidelberg, 1941

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42022#0040
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Messerbräuche. Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde 37

Das schottische Silberschwert und den gladiolus plicatus haben wir
oben erwähnt1. Hiezu dürfen wir die langobardische Verlobungs-
formel stellen2:
per istam spatam et istum wantonem ego sponso tibi Mariam
mundoaldam de palatio.
In einem anderen Falle — die Urkunde Rollos von der Nor-
mandie — wird zwar das Schwert ausdrücklich als Schöpfer und
Garant des Besitzes genannt. Da wäre die Verwendung als Tra-
ditionssymbol doch nahegelegen. Trotzdem wird zu diesem Zwecke
ein Messer der Urkunde beigegeben:
ego Rollandus Dux Normanniae do fralribus ecclesiae beatae
Mariae Carnotensis domum meam de Maladomo quam spada
mea acquisivi et spada mea garantizabo. Teste cultro.
Es ist doch vielleicht möglich, daß man in dem kleinen Messer
aus Blei einen Ersatz des erobernden und schützenden Schwertes
gesehen hat; feststellen läßt sich dies allerdings nicht.
So wie auch bei andern Verwendungen Messer und Pfriem3
einander nahe sind, so kann der Pfriem das Urkundenmesser ver-
treten :
donum inde cum hoc stilo ferreo super altare sancti Hylarii
coram his testibus pono.
Dafür, daß die Schere als Traditionssymbol vorkam, ist oben4
ein Beispiel gebracht.
1 §§ 3. 4.
2 Liber Papiensis / Monumenta Germaniae Historica, Leges IV 341; vgl.
das swert in der schwäbischen Trauformel des 12. Jahrh.: Müllenhoff und
Scherer, Denkmäler deutscher Poesie und Prosa3, S. 320.
3 11/12. Jahrhundert Cartulaire de St.-Florent-les-Saumur (Anjou). Paris,
Bibliotheque Nationale Ms. lat. nouv. acqu. 1930, f. 77.
4 § 1, S. 12, Anm. 2.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften