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Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 3. Abhandlung): Messerbräuche: Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42022#0043
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Eberhard Freiherr von Künssberg:

Messer ihm durch die Hand, womit er die Verwundung gethan,
geschlagen, und er also stehende, daran drey Stunden auf gehalten
werden.
Eine spätere Verordnung1 bestimmte aber eine mildere Durch-
führung der Strafe, nämlich:
daß die Untervögte . . das Messer dem Delinquenten an der
rechten Hand unterm kleinen Finger durch das Fleisch schlagen,
unschädlich mitleidentlich, so viel ohne Illusion oder Abbruch des
Messerediktes geschehe?i kann, sonderlich wenn einer sein Brod
mit der Hand verdienen muß.
Noch im Jahre 1661 soll eine Mecklenburg-Gustrauer Polizeiord-
nung das Handdurchschlagen befohlen haben.
Schon das Messerzücken, das aus der Scheide ziehen, ist als
Gefährdung strafbar. So nach dem Stadtrecht von Salzwedel2
(1278):
Si quispiam gladium vel cultellum evaginaverit, vel alia quelibet,
que vulgo echgewapen vocantur, adversus aliquem extraxerit vel
extenderit, et si reus convincitur tribus burgensibus viris bonis eo
genere armorum, quod extraxerat, manus convincti transverbera-
bitur.
In der niederdeutschen Fassung aus dem 15. Jahrhundert3 heißt es:
we en swert edder en niest edder en ander eggenwapen up enen
andern tüd edder uthtreckt, werth he des vorwunnen mit dren
bedderven borgeren, so schal me eme de hand dorchslan myt deme
wapen, dat he logen heft.
Dem entsprechen auch die Bremer Satzung von 13034 und die der
westfälischen Stadt Warburg5 von 1312:
Tüt en man en meset ether en ander wapen up yenen börgher
emme mede tho schathende binnen unsern wichbelethe, ward he
thes vertücht mit tween börghere unberopen eres rechts, men scal
eme that meßhet dorch sine hand slan. (Bremen).
quicumque ad interficiendum alterum trahit cultellum extra va-
ginam, illi manus cum tali cultello debet perforari. (Warburg).
1 Ebenda.
2 J. C. H. Dreyer, Antiquarische Anmerkungen über einige . . Lebens-,
Leibes- und Ehrenstrafen 1792, S. 114.
3 Codex diplomaticus Brandenburgensis I 14, S. 14. Gengler, Deutsche
Stadtrechte des Mittelalters, 1866, S. 401.
4 Dreyer, Anmerkungen 112; Ölrichs, Sammlung der Gesezbücher
Bremens, 1771, S. 43; 1428 ebd. 390.
5 Grimm, Weistümer III 81.
 
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