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Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 3. Abhandlung): Messerbräuche: Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42022#0044
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Messerbräuche. Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde

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Und wenn in einer hessischen Urkundenstelle1 davon die Rede ist,
daß die Frevelhand eines Burgfriedensbrechers an das Tor der
Burg genagelt wird, so ist wohl gemeint, daß sie mittelst des Messers
angeheftet wird:
von welchem knecht die Überfahrung geschähe, so daß er ein
messer zücte, solte man in mit der thätigen hand an das t.hor zu
Löwenstein n(igeln.
Als weitere Beispiele für Handdurchschlagen wegen Messerziehen
schließen sich dann zeitlich an die Beispiele aus dem Schiffsstraf-
recht2.
Auch das Tragen verbotener Messer kann, wenn man die dafür
fällige Geldbuße nicht aufzubringen vermag, dazu führen, daß die
Hand durchstoßen wird3.
Die nordischen Hofrechte4, die für eine rauhe und unbändige
Kriegerschar bestimmt waren (wohl teilweise ausländische Söldner),
haben dementsprechend harte Strafsätze. Eine straffe Disziplin
war nötig. Da wurde schon eine Ohrfeige mit Blut vergolten, das
Messer dafür durch die Hand gestoßen; wer einen andern einen
Dieb schilt, dem wird der Arm durchstochen. Die norwegische Fas-
sung des Hofrechtes (vor 1320) geht auf einen verlorenen schwedi-
schen Urtext zurück, der wieder, wie Maurer nachwies, unter deut-
scher Einwirkung gestanden hat. Der Text nennt sich borgare rett
(Burgmannenrecht) und beruft sich auf König Haakon Magnussön5.
en huer er slxr annan pustr, }ci skal taka knif oc stinga gisegnum
hond hans.
en ef hirddraengr mann a vapn J>a tnissi hond sina. En ef hird-
drengr kallar einnhuern a vapn j>iof eda talar onnur lastligh ord
til hans ]>a skal stinga i gegnum arm hans.
Das dänische Hofrecht6, das Erich von Pommern zugeschrieben
wird (um 1400), bringt den Rechtssatz erweitert; insbesondere soll
er nur bei frischer Tat gelten; eine Lesart erwähnt die Selbst-
befreiung.

1 vom Jahre 1466. Grimm, Rechtsaltertümer II 295.
2 Siehe unten § 10.
3 Siehe unten S. 47.
4 Konrad Maurer, Das älteste Hofrecht des Nordens / Festschrift für
Upsala 1877; insbes. S. 14. 60. 120f.
5 Norges Gamle Love III 144.
6 Kolderup-Roseavinge, Sämling af gamle danske love V 24; G. E.
Klemming, Smästycken pä fornsvenska, 1868—81, S. 54. 63.
 
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