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Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 3. Abhandlung): Messerbräuche: Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42022#0046
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Messerbräuche. Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde

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§ 10. Selbst losreißen.
Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts ist in den dänischen
Schiffsartikeln immer wieder für das frevelhafte Messerziehen an
Bord des Schiffes als Strafe angedroht, daß die Hand des Schul-
digen mit einem Messer an den Mast geheftet wird und daß der so
Bestrafte sich dann selbst losreißen muß. .ln den Schiffsartikeln
von 15611 heißt es:
Drager nogen knif eller sverd til ariden inet vred hug inden
skibsborde, da skal hand slaaes igenorn banden met en knif til
masten oc det siden selfver udrifve; gior band oc nogen saar
eller skade met sverd eller knif, da miste band sin band; blifver
han dod, gifve lif for lif.
Ein dänischer Kriegsschiffsartikel von 1565, jedoch in niederdeut-
scher Sprache2, drückt es so aus:
Thiiet einer sijn schwerdt oder niest fegen andern binnen schepes
bort, syn hand schal dorchstecken werden an den mastbohm, und
he schal sich siilvest wedder uhtrichten.
,,Uhtrichten“ ist wohl eine Fehlübersetzung; es soll utriten heißen,
wie sich aus der Fassung des hamburgischen Artikelbriefes3 von
1591 ergibt.
worde sich femandt undernebmen in quadtheit up einen anderen
ein swert, messer, bill oder andere mordtliche wehre tho tende, de
schall meth einen nieste dorch de handt ahn dat grothe holdt an-
geslagen werden, welches er denn siilvest wedder uthriten schall.
In dem Bericht Johann David Wunderers über seine Beise
nach Moskau (1590) sind die ,,Schiffsarticul und Seerecht“ Jo-
hannes III. von Schweden inserirt, wie sie auf dem Schiffe verlesen
wurden; allerdings in deutscher Übersetzung. Da heißt es4:
Soll niemand sein wehr zorniger weiß in dem schiffsbort auf
einen andern bloßen, sie sei lang oder kurtz, bei straaf des see-
rechts, daß ist, die wehr dem thätter durch die handt an den
oberen mastbaum geschlagen, also wann er loß begehrt zu kommen,
dieselbige wehr ihm selber durch die handt ziehen soll, jedoch
nach gelegenheit zu richten.
1 Corpus Constitutionum Daniae I 103; so schon 1555, dann wiederholt
1563 und in späteren Jahren bis 1655 und 1625.
2 E. J. v. Westphalex, Monumenta inedita rerum Germaniearum IV
(1 754), 1853.
3 E. Baasch, Hamburgs Convoyschiffahrt, 1896, S. 415.
4 Frankfurtisches Archiv für ältere deutsche Litteratur 2 (1812), 248.
 
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