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Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 3. Abhandlung): Messerbräuche: Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42022#0052
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Messerbräuche. Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde 49

heved he des gheldes nicht, so ga en messed dor de hand.
Die Strafe scheint nicht allzu oft vollstreckt worden zu sein.
Jedenfalls sind die Nachrichten darüber spärlich. Ein Rostocker
Beispiel, das Dreyer1 anführt, stammt aus dem 14. Jahrhundert:
M. C. cum cuUello per manus fuit transfixus et abjuravit civi-
tatem.
An der gleichen Stelle bringt Dreyer noch eine weitere Nachricht
bei, die etwas ausführlicher ist. Sie bezieht sich auf zwei Messer-
stecher in Lübeck, die 1566 durch die linke Hand an den Pranger
geheftet wurden und sich selbst durch Losreißen befreien mußten,
worauf sie der Stadt verwiesen wurden.
vermiddelst ordel und recht hi dem kake gebracht und omme aldar
durch Öhre lüchtern hand eyn messet' geslagen, welches sie hebben
sülvest uthrithen möten, und synt darnegest uth diser stcit ver-
wiset, dar nicht wedder tho kamen ahne der herren verlof, by strafe
des fryen högesten.
Für die Durchführung der Schifferstrafe am Mast gibt es ein Bei-
spiel aus einer Reisebeschreibung2 von 1613; nachdem der Ver-
urteilte vorher dreimal gekielholt worden war, wird er mit einem
Messer durch die Hand an den Mastbaum geschlagen und muß sich
selbst losreißen.
Das Festnageln der Hand mit der grimmigen Erlaubnis, sich
loszureißen, steht nicht ganz vereinzelt da. Die früheren Jahr-
hunderte waren ja in Strafen erfindungsreich. Auch für das Ohr
und für die Zunge kam die gleiche Strafe vor. In der englischen
Stadt Lydd3 4 wurde im Jahre 1476 bestimmt, daß Taschendiebe
und dergleichen Verbrecher mit dem Ohr an einen Pfahl oder an
ein Wagenrad genagelt werden sollten, wobei ihnen ein Messer in
die Hand gegeben wurde, offenbar zum Selhstbefreien. Beim
Beutelschneider diente das Messer außerdem der Spiegelung des
Verbrechens:
De cissura bursarum. Also it is used if ony be founde cuttyng
purses or pikeying purse or other smale thynges, lynyn, wollen
or other goodes of lytill value within the fraunchise, at the sute
of the party be he brought into the high strete, and ther his ere
nayled to a post or to a cart whele, and to him shal be take a
knyfe in hand, and hee shall make fyne to the towne and after
1 Dreyer, Anmerkungen (siehe S. 40, Anm. 2), S. 113.
2 F. Kluge, Seemannssprache, 1911, S. 443.
3 M. Bateson, Borough Customs I (1904), 57; vgl. ebd. II, p. XXXIV.
4 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1940 41. 3. Abh.
 
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