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Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 3. Abhandlung): Messerbräuche: Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42022#0087
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Eberhard Freiherr von Künssberg:

Auf dem Boden wird ein Rechteck, ,,das Land“, eingeritzt, das
durch einen Mittelstrich in zwei gleiche Teile geteilt wird. Die
Spieler müssen mit dem Messer in das Feld des Partners treffen.
Je nach der Lage des ersten Wurfes wird das getroffene Feld
nochmals unterteilt und der Gegner kann eines der beiden so
entstandenen Felder, die ja nur ausnahmsweise gleich sind,
als sein Land erklären. Jeder wirft solange weiter, als er in
das Feld des Gegners trifft. Dann wird er vom andern ab-
gelöst.
Gewöhnlich wurde vor fünfzig Jahren und wird anscheinend auch
heute noch das Messerpecken aber in anderer Form gespielt, näm-
lich mit nur teilweise — rechtwinkelig — aufgeklapptem Messer:
Man nimmt das Messer am Heftende und wirft es (über die
Schulter) nach rückwärts oder mit einem Saltomortale über
die Hand auf eine Bank oder ein Brett. Wenn das Messer
einfach hinfällt, so ist das «ein Fehlwurf. Bleibt es mit der
Spitze stecken und berührt dabei mit dem Heftende die Bank,
so gilt das 10 Punkte. Weiters wird der Abstand des Heft-
endes von der Bank nach Fingerbreiten gemessen1 und zwar
mit den mittleren drei Fingern. Je eine Fingerbreite Abstand
gilt weitere 10 Punkte; also vier Fingerbreiten Abstand gilt
50 Punkte. Liegt der Messerrücken am Boden während die
Klinge senkrecht nach oben zeigt, so gilt das 100. Wenn der
seltene Zufall eintritt, daß der Klingenrücken am Boden ist
und das Heft senkrecht steht, so werden 1000 Punkte an-
gerechnet. So ein Wurf gilt als ,,ganz klass“ (Abb. 6 u. 7).
In dieser Form, mit dem nur halb geöffnetem Messer, erinnert das
Messerpecken an den Sichelwurf2 oder an Wurfmesser.
Es gibt aber noch schwierigere Würfe bei dem steirischen
Messerpecken und zwar mit ganz aufgeklapptem Messer. Dann
spricht man vom Gebotepecken (Abb. 8 u. 9), weil die Haltung
des Messers besonders geboten, das heißt vereinbart wird. Der-
artige Erschwerungen sind etwa:
a) das ganz geöffnete Messer wird bei der Klingenspitze mit
Daumen und Zeigefinger gehalten und aus gestrecktem Arm
gerade fallen gelassen3,
1 Die Bewertung ist nicht ganz einheitlich.
2 Siehe S. 81.
3 Dieser Wurf hieß Hokatez, was aus dem Slowenischen zu kommen
scheint.
 
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