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Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 3. Abhandlung): Messerbräuche: Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42022#0098
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Messerbräuche. Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde 91

als die Verschwörungsszene am Ende des ersten Aktes von Ger-
hart Hauptmanns Florian Geyer. In der Kapitelstube des neuen
Münsters zu Würzburg sagt Florian Geyer, nachdem er mit Kreide
einen Kreis auf der Tür zur Kirche gezogen: Aber meine Meinung
ist, liebe Brüder, daß man einen Kriegsrat erwähle, kundige und kriegs-
erfahrene Leute darein setze, und den bewegen lasse, was gen innen
und außen zu tun und zu lassen sei. Darauf stößt er sein Messer in
den Kreis. Ihm folgen die andern, wobei sie Ursache und Ziel ihres
Entschlusses in Kernsprüchen ausdrücken. (Tellermann) Dem
Truchseßen von Waldburg, bestalltem Obersten Hauptmann des
Schwäbischen Bundes, mitten ins Herz! . . . (Ein Weinsberger)
Bache für Wurzach! Bache über die siebentausend ermordeten
Brüder! Dem Truchseßen von Waldburg mitten ins Herz! . . .
(Löffelholz) Allen Fuggern und Weisem mitten ins Herz! (Sar-
torius) Der deutschen Zwietracht mitten ins Herz! (Erster Bauern-
hauptmann) Allen Schindern und Schabern des Volks mitten ins
Herz! usw.
Der Dichter hat nach lebendigem Studium reicher geschicht-
licher Überlieferung durchaus frei gestaltet. Aber die Szene ist
so natürlich und einleuchtend, so wirkungsvoll, daß man versucht
ist, sie historisch einzugliedern und von Bildzauber und Bann, von
Eidgebärde u. dgl. zu sprechen.
 
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