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Nikolaus [Editor]; Baur, Ludwig [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 4. Abhandlung): Nicolaus Cusanus und Ps. Dionysius im Lichte der Zitate und Randbemerkunge des Cusanus — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42023#0057
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1. Nicolaus Cusanus und Ps. Dionysius im Lichte der Zitate

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αιτίαν ζωήν .... καί αύτοζωήν καί αύτοθ-εότητά φαμεν άρχικώς μέν
ούν, θ-εΐκώς καί αίτιατικως, τήν μίαν πάντων ύπεράρχιον καί υπερούσιον
αρχήν καί αιτίαν.
In der TRAVERSARi-Übersetzung: „Vitam omnium, quae vivunt
et ipsius vitae causam ipsum esse . . . ipsamque vitam et ipsam
deitatem dicimus principaliter quidem et divine et secundum cau-
sam unam principia cuncta excellens.“
Aber dieser Begriff des Lebens kann auf Gott nicht ohne wei-
teres und nicht ohne vorsichtige Abgrenzung angewandt werden,
denn der Begriff Leben als eine immanente Tätigkeit der Kreatu-
ren schließt bei diesen einen Übergang von der Potenz zum Akt in
sich, also eine Bewegung und Veränderung. In diesem Sinn kann
er allerdings nicht auf Gott angewandt werden. Darum nennt
Ps. Dionysius Gott ύπέρζωος und Nicolaus spricht in der BB 252
zu DN die Mahnung aus: „Nota quomodo nec intelligere nec
vivere proprie, ut nos utimur illis, convenit Deo.“ In der
RB 315 wiederholt er: „De Deo proprie non potest dici quod
vivat. Vita enim proprie non nisi composito competit.“
Die Einheit Gottes. Als eine grundwesentliche Eigen-
schaft Gottes erscheint bei Nicolaus wie bei Plato und den Neu-
platomkern (Plotin, Proklus und Dionysius, sowie den späteren
Theologen) die absolute Einheit Gottes (Deconi. I, 11: „Deus
qui est unitas“ RB 148: Deus est formaliter unus. Vgl. RB 275
u. 571), die keinen Gegensatz in sich hat und der keine Vielheit ent-
gegensteht, die also zugleich die Einzigkeit Gottes in sich schließt.
Ihr Symbol ist der unendliche Kreis, der die Einheit bedeutet, das
in sich geschlossene und nach außen abgeschlossene Wesen, unitas
und singularitas.
Gott ist Einheit und Monas, der Grund und das adäquate Maß
aller Dinge (Doct. ign. I, 12). Den Begriff der absoluten Einheit de-
finiert Nicolaus mit folgenden Worten: „Est igitur unitas abso-
luta, cui nihil opponitur, ipsa absoluta maximitas, quae est Deus.“
(Docta ign. I, 3). An einer anderen Stelle erklärt er die Einheit Got-
tes folgendermaßen: „Deus ita est unus, ut sit actu omne id, quod
possibile est esse“ (vgl. unten die Ausführungen über Gott als
complicatio omnis esse).
Die Grundlage für die These von der Einheit in
Gott ist darin zu suchen, daß der Einheitsbegriff im göttlichen
Wesen die eminente Unteilbarkeit und seine einigende Kraft aus-
sprechen soll. So bemerkt Nicolaus in einer Randbemerkung zu
 
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