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Ludwig Baur Cusanus-Texte: III. Marginalien
chen Güte was von allen anderen positiven Aussagen über Gott
gilt: ,,Id enim, quod est Deus, omnium creaturarum supergreditur
intellectum. Ineffabilis non nominatur cum dicimus essentiam vel
bonitatem; supra omnia ista est secundum Dionysium De
divinis nominibus4 (aus der Predigt X (1432—38) „Signum magnum
apparuit“ II, 33v). Vgl. Ps. Dionysius DN I, 1 und XIII, 3, wo er
sagt: „Nicht einmal den Namen Güte glauben wir der Gottheit
zutreffend beizulegen; nur aus Verlangen, über jene unaussprech-
liche Natur etwas zu erkennen oder zu sagen weihen wir ihr in erster
Linie den ehrwürdigsten aller Namen1.“
Die Güte Gottes, das zeigen schon die bisher genannten
Stellen, steht in engster Beziehung zur Schöpfung, deren
Motiv sie ist; ja noch mehr: auf ihr beruht primär dieTeil-
habe des Geschöpf liehen an Gott. Dafür zitiert Nicolaus
in De non aliud c. 14 die beiden Stellen: „Bonitas prima participa-
tionum celebratur,“ aus DN V, 6 (PG3, 820c): ,,πρώτην ούν την του
αύτό είναι δωρεάν ή αύτοΰ περαγαθότης προβαλλομένη τη πρεσβυτέρα
πρώτη των μετοχών υμνείται“. Denselben Gedanken spricht
Nicolaus aus in De non aliud c. 16 (180, 20ff.): „Placetque
plurimum, quod Dionysius ipse affirmat theologos bonitatem
ipsius Dei primam celebrare participationem, ex quo video,
quod omnia nomina divina imparticipabilem participationem sig-
nificant; sed cum omnia talia ipso A sublato cessent a signi-
ficatione et participatione, quod A ipsum in omnibus partici-
patur, habere me gaudeo, et prioriter quidem secundum theologos
in bonitate. Nam cum id, quod ab omnibus appetitur sub boni
ratione appetatur, recte A ipsum, sine quo omnia cessant, bo-
nitas nominatur.“ Die entsprechende DionYsius-Stelle ist DN
IV, 1 . . ήδη τω λόγω την άγαθωνυμίαν χωρώμεν, ήν έξηρημένως οί
θεολόγοι τη ύπερθ-έω θεότητι... (PG 3, 693b). Mit anderen Worten:
Gottes Gutsein oder Güte ist die Ursache der Existenz und die
Quelle alles Seins und aller Werthaftigkeit der geschaffenen Dinge.
Gottes Schönheit. Gottes Gutsein ist zugleich sein Schön-
sein. Gut und Schön sind im göttlichen Sein identisch. Beide
Begriffe werden in Gott identisch gefaßt in der Predigt: „Tota
pulchra es“ vom 8. September 1456. Der Begriff der Schönheit
wird hier unter Berufung auf Dionysius definiert: ,,. . .rationem
autem pulchri consistere in quadam consonantia diversorum Dio-
nysius dicit.“ Ein andermal umschreibt Nicolaus das Schöne
1 Übersetzung von J. Stiglmayr, S. 156.
Ludwig Baur Cusanus-Texte: III. Marginalien
chen Güte was von allen anderen positiven Aussagen über Gott
gilt: ,,Id enim, quod est Deus, omnium creaturarum supergreditur
intellectum. Ineffabilis non nominatur cum dicimus essentiam vel
bonitatem; supra omnia ista est secundum Dionysium De
divinis nominibus4 (aus der Predigt X (1432—38) „Signum magnum
apparuit“ II, 33v). Vgl. Ps. Dionysius DN I, 1 und XIII, 3, wo er
sagt: „Nicht einmal den Namen Güte glauben wir der Gottheit
zutreffend beizulegen; nur aus Verlangen, über jene unaussprech-
liche Natur etwas zu erkennen oder zu sagen weihen wir ihr in erster
Linie den ehrwürdigsten aller Namen1.“
Die Güte Gottes, das zeigen schon die bisher genannten
Stellen, steht in engster Beziehung zur Schöpfung, deren
Motiv sie ist; ja noch mehr: auf ihr beruht primär dieTeil-
habe des Geschöpf liehen an Gott. Dafür zitiert Nicolaus
in De non aliud c. 14 die beiden Stellen: „Bonitas prima participa-
tionum celebratur,“ aus DN V, 6 (PG3, 820c): ,,πρώτην ούν την του
αύτό είναι δωρεάν ή αύτοΰ περαγαθότης προβαλλομένη τη πρεσβυτέρα
πρώτη των μετοχών υμνείται“. Denselben Gedanken spricht
Nicolaus aus in De non aliud c. 16 (180, 20ff.): „Placetque
plurimum, quod Dionysius ipse affirmat theologos bonitatem
ipsius Dei primam celebrare participationem, ex quo video,
quod omnia nomina divina imparticipabilem participationem sig-
nificant; sed cum omnia talia ipso A sublato cessent a signi-
ficatione et participatione, quod A ipsum in omnibus partici-
patur, habere me gaudeo, et prioriter quidem secundum theologos
in bonitate. Nam cum id, quod ab omnibus appetitur sub boni
ratione appetatur, recte A ipsum, sine quo omnia cessant, bo-
nitas nominatur.“ Die entsprechende DionYsius-Stelle ist DN
IV, 1 . . ήδη τω λόγω την άγαθωνυμίαν χωρώμεν, ήν έξηρημένως οί
θεολόγοι τη ύπερθ-έω θεότητι... (PG 3, 693b). Mit anderen Worten:
Gottes Gutsein oder Güte ist die Ursache der Existenz und die
Quelle alles Seins und aller Werthaftigkeit der geschaffenen Dinge.
Gottes Schönheit. Gottes Gutsein ist zugleich sein Schön-
sein. Gut und Schön sind im göttlichen Sein identisch. Beide
Begriffe werden in Gott identisch gefaßt in der Predigt: „Tota
pulchra es“ vom 8. September 1456. Der Begriff der Schönheit
wird hier unter Berufung auf Dionysius definiert: ,,. . .rationem
autem pulchri consistere in quadam consonantia diversorum Dio-
nysius dicit.“ Ein andermal umschreibt Nicolaus das Schöne
1 Übersetzung von J. Stiglmayr, S. 156.