Metadaten

Kymeus, Johann; Menzel, Ottokar [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 6. Abhandlung): Des Babsts Hercules wider die Deudschen: Wittenberg 1538 ; als Beitrag zum Nachleben des Nikolaus von Cues im 16. Jahrhundert — Heidelberg, 1941

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42025#0004
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4

Einführung

und Deutschland angedeutet oder schon untersucht worden1. Was
den Traktat des Kymeus wichtig macht, ist, daß er Wirkungen
des Cusaners zeigt, die mitten in den Kreis der Reformatoren,
in die Umgebung Luthers selbst, reichen.
Daß des Cusaners Werk als geistige Macht im beginnenden
16. Jahrhundert auftrat, wurde erst möglich durch die Leistung
des Farer Stapulensis (Jaques Lefevre d’Etaples), der in
mühevoller Arbeit, unterstützt von einer Schar humanistischer
Freunde, die wichtigsten Werke des Cusaners zusammentrug und
1514 zu Paris in einer dreibändigen Ausgabe veröffentlichte2. An
Ausgaben einzelner Stücke oder auch an kleineren Zusammen-
fassungen hatte es schon im 15. Jahrhundert nicht gefehlt, aber
hier waren die großen und entscheidenden Schriften des Cusaners
in einem geschlossenen Corpus vereinigt. Die Edition des Farer
half daher zweifellos einem Bedürfnis ab und gab der Beschäfti-
gung mit dem cusanischen Denken einen nachhaltigen Anstoß.3
Wieviele der Humanisten sicli mit den Werken des Kardinals in
jenen Jahren beschäftigten, ersieht man, wenn man die Namen
derjenigen überfliegt, die dem Farer Stapulensis Cusanus-
Handschriften vermittelt haben4 * *, oder wenn man einen Blick in
die Briefe einzelner Humanisten wirft, etwa die des „deutschen
Erzhumanisten“ Konrad Celtis, der des Nikolaus von Cues
1 E. Cassirer, Individuum und Kosmos in der Philosophie der Renais-
sance, Leipzig-Berlin 1927, bes. S. 49ff.; P. Duhem, Etudes sur Leonard de
Vinci, II ser., Paris 1909, bes. S. 97ff.; Fr. A. Scharpff, Der Cardinal und
Bischof Nikolaus von Cusa, Tübingen 1871, S. 424ff. Vgl. auch R. Newai.d,
Beiträge zur Geschichte des Humanismus in Oberösterreich, Jahrbuch des
oberösterr. Musealvereins, Bd. 81 (1926) S. 153 ff. und die bei K. Vor-
länder und E. Hoffmann, Geschichte der Philosophie, Bd. I8, Leipzig
1939, S. 337 Anm. 1 zusammengestellte Literatur.
2 Accurata recognitio trium voluminum operum clariss. Nicolai Cusae
Card, ex officina Ascensiana.
3 Da die Ausgabe des Faber selten geworden war, aber offensichtlich
weiterhin eine Nachfrage bestand, erschien 1565 zu Basel eine neue Gesamt-
ausgabe der Werke des Cusaners. Die Pariser Ausgabe ist schließlich in
Deutschland so selten gewesen, daß beim Wiedererwachen der Cusanus-
Studien im 19. Jahrhundert die meisten sie nur vom Hörensagen kannten,
ja einige nahezu an ihrem Vorhandensein zweifelten; vgl. Fr. von Adelung,
Kritisch-literarische Übersicht der Reisenden in Rußland bis 1700, Bd. I,
St. Petersburg 1846, S. 143, Anm. 161.
4 Man findet unter ihnen: Beatus Rhenanus, Gregor Reisch, Joh.
Solidus-Petrus Meriel, Joh. Capnion (d. i. Joh. Reuchlin), Omnisanctus
Vassarius, Michael Hummelberger, Jodocus Badius usw.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften