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Kymeus, Johann; Menzel, Ottokar [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 6. Abhandlung): Des Babsts Hercules wider die Deudschen: Wittenberg 1538 ; als Beitrag zum Nachleben des Nikolaus von Cues im 16. Jahrhundert — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42025#0012
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12

Einführung

Eine der Fragen, um die damals —noch immer! —gestritten
wurde, war die nach der Echtheit der Konstantinischen Schen-
kung1, die aufs neue die Geister erregte. Denn auch in jenen
Jahren hatte diese Frage noch eine eminent politische Bedeutung
und war durchaus nicht nur totes Objekt historischer Kritik. Val-
las glänzend geführte Widerlegung der angeblichen Schenkung2,
die uns Heutigen als Abschluß in der jahrhundertealten Ausein-
andersetzung über die Echtheit dieses seltsamen Machwerks er-
scheint, hatte keineswegs die Diskussion ein für allemal beendet.
Im Gegenteil, die Schrift Vallas war selten geworden und zu
Beginn des 16. Jahrhunderts fast in Vergessenheit geraten. Hutten
lernte sie kurz vor seiner Abreise aus Italien durch Cochlaeus
kennen3 und beschloß, mit intuitivem Blick ihre große Bedeutung
erfassend, sie in Deutschland durch den Druck zu verbreiten4.
Wohl 1517 erschien seine Ausgabe5 und belebte die Teilnahme an
der Echtheitsfrage diesseits der Alpen. In den Streit hat schließ-
lich Luther eingegriffen. Von Krankheit befallen und von Schmer-
zen gequält, entlud er seinen Unmut in heftigen Angriffen in einer
1537 erschienenen Schrift6. Cochlaeus, derselbe dem Hutten
die Kenntnis des Valla verdankte, der selbst einmal die Schen-
kung als unecht verworfen hatte7, antwortete und parierte ge-
schickt und methodisch gewandt den lutherischen Temperaments-
ausbruch8. Gegen ihn wendet sich nun Kymeus. Durch die kluge
1 Die Geschichte der Schenkung bis an die Schwelle des Reformations-
zeitalters verfolgt G. Laehr, Die Konstantinische Schenkung . . . Iiistor.
Studien, It. 166, Berlin 1926.
2 Laurentii Vallae de i'also credita et ementita Constantini donatione
declamatio; geschrieben 1440. Neueste Ausgabe von W. Schwahn in der
Bibliotheca Teubneriana, Leipzig 1928.
3 J. Cochlaeus an Willibald Pirckheimer, 5. VII. 1517, Ilutteni opera
ed. E. Bücking, Bd. I (1859), S. 142.
4 D. F. Strauss, Ulrich von Hutten, hrsg. von O. Clemen, Leipzig 1914,
S. 185 ff.
5 Siehe ob. S. 7 f. 1520 folgte eine weitere Ausgabe; vgl. Laurentius
Valla ed. Schwahn, a. a. O., S. XVI, bezw. XVIII.
6 Einer aus den hohen Artikeln päpstlichen Glaubens, genannt Donatio
Constantini; Kawerau Nr. 487. Wiederabgedruckt: Werke, Weimarer Aus-
gabe, Bd. 50 (1914), S. 65, bzw. 69—89; vgl. J. Köstlin, a.a.O., Bd. II,
S. 396.
7 J. Cochlaeus, De Petro et Roma .... (Köln 1525), S. 12ff.; Coch-
laeus an Pirckheimer, a.a.O.; vgl. dazu C. Otto, Johannes Cochlaeus der
Humanist, Breslau 1874, S. 74 f.
8 J. Cocleus (Cochlaeus), Von der Donation des Keysers Constan-
 
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