Einführung
13
Abwehr des Cochlaeus gewitzigt, sucht er mit sachlichen Grün-
den zu beweisen, wenn schon auch ihm manchmal mehr der Zorn
als die ab wägende Berechnung die Feder führt* 1.
Das Urteil des Cusaners über die Donatio Constantini war
schon früher, vor allem durch Hutten in die Diskussion gebracht
worden2, und auch Cochlaeus hatte es benutzt, allerdings nur, um
zu zeigen, daß das Papsttum es niemals gehindert habe, offen über
die Schenkung zu sprechen; denn selbst ein Kardinal und guter
Katholik wie Nikolaus von Cues habe die Echtheitsfrage mit
allem Freimut, ohne Anstoß zu erregen, behandelt3. Kymeus
drehte nun den Spieß um und wies darauf hin, daß selbst ein
Papist wie Cusanus die Donation verworfen hat4. Nikolaus ist
auch weiterhin wegen seiner Refatatio donationis Constantini in
den Kreisen der Reformation als Zeuge von besonderem Gewicht
für die Unechtheit der Schenkung betrachtet worden5.
In dieser Replik, durch die Kymeus den Angriff des Coch-
laeus zu entkräften sucht, erweist er sich als enger Helfer und
Bundesgenosse Luthers. Mit der Entlarvung der Donation als
Fälschung meint er, eine der Grundfesten erschüttert zu haben, auf
denen die Macht und weltliche Gewalt des Papsttums ruht.
Damit gleitet er auf ein neues Gebiet über, auf eine andere
zwar alte, aber gerade damals brennende und hart umkämpfte
Frage, die des päpstlichen Primats, der päpstlichen plenitudo potes-
tatis, und des Verhältnisses von Papst und Konzil. Hier folgt er
ganz der cusanischen Concordantia catholica, aus der er geschickt
seine Argumentation zusammensucht, um am Ende zu dem Schluß
zu kommen, daß alle Bischöfe gleich seien, daß eine Macht nur
aus der Bewilligung der Gemeine hergeleitet werden könne6 und des
Papstes Primat also eine Tyrannei sei, deren Ansprüche christ-
licher Freiheit zuwiderlaufen.
Nachdem Kymeus so die Grundlagen des Machtanspruchs der
Päpste widerlegt hat, betrachtet er das Verhalten von geistlicher
tini .... 1537; M. Spahn Nr. 122. Vgl. dazu M. Spahn, Johannes Coch-
laeus, Berlin 1898, S. 2611'.
1 Siehe u. S. 32.
2 Siehe o. S. 7 f.
3 J. Cochlaeus, Von der Donation . . . . a.a.O. Bl. Bv und C iiijr.
4 Siehe u. S. 28 f.
5 Matthias Flacius Illyricus, Catalogus testium veritatis, Bd. II.
Lugduni 1597, S. 871 f.
6 Siehe u. S. 37. ^
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Abwehr des Cochlaeus gewitzigt, sucht er mit sachlichen Grün-
den zu beweisen, wenn schon auch ihm manchmal mehr der Zorn
als die ab wägende Berechnung die Feder führt* 1.
Das Urteil des Cusaners über die Donatio Constantini war
schon früher, vor allem durch Hutten in die Diskussion gebracht
worden2, und auch Cochlaeus hatte es benutzt, allerdings nur, um
zu zeigen, daß das Papsttum es niemals gehindert habe, offen über
die Schenkung zu sprechen; denn selbst ein Kardinal und guter
Katholik wie Nikolaus von Cues habe die Echtheitsfrage mit
allem Freimut, ohne Anstoß zu erregen, behandelt3. Kymeus
drehte nun den Spieß um und wies darauf hin, daß selbst ein
Papist wie Cusanus die Donation verworfen hat4. Nikolaus ist
auch weiterhin wegen seiner Refatatio donationis Constantini in
den Kreisen der Reformation als Zeuge von besonderem Gewicht
für die Unechtheit der Schenkung betrachtet worden5.
In dieser Replik, durch die Kymeus den Angriff des Coch-
laeus zu entkräften sucht, erweist er sich als enger Helfer und
Bundesgenosse Luthers. Mit der Entlarvung der Donation als
Fälschung meint er, eine der Grundfesten erschüttert zu haben, auf
denen die Macht und weltliche Gewalt des Papsttums ruht.
Damit gleitet er auf ein neues Gebiet über, auf eine andere
zwar alte, aber gerade damals brennende und hart umkämpfte
Frage, die des päpstlichen Primats, der päpstlichen plenitudo potes-
tatis, und des Verhältnisses von Papst und Konzil. Hier folgt er
ganz der cusanischen Concordantia catholica, aus der er geschickt
seine Argumentation zusammensucht, um am Ende zu dem Schluß
zu kommen, daß alle Bischöfe gleich seien, daß eine Macht nur
aus der Bewilligung der Gemeine hergeleitet werden könne6 und des
Papstes Primat also eine Tyrannei sei, deren Ansprüche christ-
licher Freiheit zuwiderlaufen.
Nachdem Kymeus so die Grundlagen des Machtanspruchs der
Päpste widerlegt hat, betrachtet er das Verhalten von geistlicher
tini .... 1537; M. Spahn Nr. 122. Vgl. dazu M. Spahn, Johannes Coch-
laeus, Berlin 1898, S. 2611'.
1 Siehe u. S. 32.
2 Siehe o. S. 7 f.
3 J. Cochlaeus, Von der Donation . . . . a.a.O. Bl. Bv und C iiijr.
4 Siehe u. S. 28 f.
5 Matthias Flacius Illyricus, Catalogus testium veritatis, Bd. II.
Lugduni 1597, S. 871 f.
6 Siehe u. S. 37. ^