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Einführung
ausdrückt1. Von Kymeus ist CusANUS-Herkules als der vermeint-
liche Vorkämpfer des Papsttums gedeutet. Zwar sieht Nikolaus
Cusanus in vielem das Rechte, das Wahre2, ja er ist in manchem
geradezu ein „Lutheraner“3, aber der Papst hat ihn durch den
Kardinalat geködert, ihn umgestimmt und zu seinem Herkules
gemacht4, damit er den gelehrtesten Deutschen wider die Deutschen
habe5. Jetzt hält der Papst ihn, der das Legatenkreuz trägt, an
den Schnüren des Kardinalshutes zurück, wie es das Titelbild zeigt6,
damit er nicht zur gerechten Sache übergehe. Wie auf dem Bild
steht der Cusaner zwischen den beiden Parteien. So bewertet ihn
Kymeus: da er mit gewisser schrifft des Bapsts Tiranney widerleget,
da wollen wir in annemen; da er aber mit vngewisem dunckel heuchlet,
da wollen wir ihn den Papisten lassen, bis so lang sie selbest der heuchley
innen werden'7. Er ist also nicht nur der Herkules des Papstes wider
die Deutschen, sondern zugleich der Herkules der Deutschen gegen
die papistischen Sophisten8, so daß der Titel einen ironischen An-
flug hat; denn die Schrift erweist den vermeintlichen Herkules
der Gegenpartei als Verbündeten der lutherischen Sache9, als einen
Samson, der die Grundfesten des Papsttums umreißt10. Dem Papst
ist es, meint Kymeus, fast wie dem Balack in der Bibel gegangen,
da sein Prophet Bileam das Volk Israel verfluchen sollte, statt
dessen es aber gesegnet hat11. Der angebliche Zwiespalt in der Hal-
1 Johann Ridewall, Fulgentius Metaforalis, hrsg. von H. Liebeschütz,
Fulgentius Metaforalis, Leipzig u. Berlin 1926, S. 91.
2 Siehe u. S. 27.
3 Siehe u. S. 33.
4 Siehe u. S. 27.
5 Siehe u. S. 27.
6 Vgl. die beigefügte Tafel. Es sei darauf hingewiesen, daß Nikolaus
in der einen Hand auf dem Titelholzschnitt einen Buchbeutel oder ein sog.
Beutelbuch trägt. Diese Beutelbücher, meist Werke erbaulichen Inhalts, ent-
standen dadurch, daß man beim Einbinden den am unteren Rand überstehen-
den Bezugsstoff nicht abschnitt, sondern etwa in der Länge der Buchhöhe
überragen ließ. Er bildete so eine Vorrichtung zum bequemen Tragen oder
Aufhängen des Bandes. Beim Tragen erweckte der Band den Eindruck eines
Beutels. Darstellungen von solchen Beutel-Büchern findet man hin und
wieder auf Heiligenbildern. Vgl. Lexikon des ges. Buchwesens, Bd. I (1935),
■S. 274.
7 Siehe u. S. 37.
8 Siehe u. S. 73.
9 Siehe u. S. 28; 79.
10 Siehe u. S. 36.
11 Siehe u. S. 27 nach Num. 23, 1 ff.
Einführung
ausdrückt1. Von Kymeus ist CusANUS-Herkules als der vermeint-
liche Vorkämpfer des Papsttums gedeutet. Zwar sieht Nikolaus
Cusanus in vielem das Rechte, das Wahre2, ja er ist in manchem
geradezu ein „Lutheraner“3, aber der Papst hat ihn durch den
Kardinalat geködert, ihn umgestimmt und zu seinem Herkules
gemacht4, damit er den gelehrtesten Deutschen wider die Deutschen
habe5. Jetzt hält der Papst ihn, der das Legatenkreuz trägt, an
den Schnüren des Kardinalshutes zurück, wie es das Titelbild zeigt6,
damit er nicht zur gerechten Sache übergehe. Wie auf dem Bild
steht der Cusaner zwischen den beiden Parteien. So bewertet ihn
Kymeus: da er mit gewisser schrifft des Bapsts Tiranney widerleget,
da wollen wir in annemen; da er aber mit vngewisem dunckel heuchlet,
da wollen wir ihn den Papisten lassen, bis so lang sie selbest der heuchley
innen werden'7. Er ist also nicht nur der Herkules des Papstes wider
die Deutschen, sondern zugleich der Herkules der Deutschen gegen
die papistischen Sophisten8, so daß der Titel einen ironischen An-
flug hat; denn die Schrift erweist den vermeintlichen Herkules
der Gegenpartei als Verbündeten der lutherischen Sache9, als einen
Samson, der die Grundfesten des Papsttums umreißt10. Dem Papst
ist es, meint Kymeus, fast wie dem Balack in der Bibel gegangen,
da sein Prophet Bileam das Volk Israel verfluchen sollte, statt
dessen es aber gesegnet hat11. Der angebliche Zwiespalt in der Hal-
1 Johann Ridewall, Fulgentius Metaforalis, hrsg. von H. Liebeschütz,
Fulgentius Metaforalis, Leipzig u. Berlin 1926, S. 91.
2 Siehe u. S. 27.
3 Siehe u. S. 33.
4 Siehe u. S. 27.
5 Siehe u. S. 27.
6 Vgl. die beigefügte Tafel. Es sei darauf hingewiesen, daß Nikolaus
in der einen Hand auf dem Titelholzschnitt einen Buchbeutel oder ein sog.
Beutelbuch trägt. Diese Beutelbücher, meist Werke erbaulichen Inhalts, ent-
standen dadurch, daß man beim Einbinden den am unteren Rand überstehen-
den Bezugsstoff nicht abschnitt, sondern etwa in der Länge der Buchhöhe
überragen ließ. Er bildete so eine Vorrichtung zum bequemen Tragen oder
Aufhängen des Bandes. Beim Tragen erweckte der Band den Eindruck eines
Beutels. Darstellungen von solchen Beutel-Büchern findet man hin und
wieder auf Heiligenbildern. Vgl. Lexikon des ges. Buchwesens, Bd. I (1935),
■S. 274.
7 Siehe u. S. 37.
8 Siehe u. S. 73.
9 Siehe u. S. 28; 79.
10 Siehe u. S. 36.
11 Siehe u. S. 27 nach Num. 23, 1 ff.