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Kymeus, Johann; Menzel, Ottokar [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 6. Abhandlung): Des Babsts Hercules wider die Deudschen: Wittenberg 1538 ; als Beitrag zum Nachleben des Nikolaus von Cues im 16. Jahrhundert — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42025#0018
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18

Einführung

Zudem war Kymeus nicht der Geist, der des Cusaners Ge-
danken hätte nachdenken und in sich wirken lassen können. Über-
haupt traf das Werk des Kardinals unter den deutschen Humani-
sten und Reformatoren, die sich mit ihm befaßten, auf keinen —-
wenn man vielleicht von Reuchlin absieht —, der es, im geistigen
Rang dem Kardinal ebenbürtig, hätte nachschaffen und weiter-
führen können.
Andererseits besteht bei der Art des Kymeus, den Cusaner
für sich zeugen zu lassen, die große Gefahr, die Worte des Niko-
laus auf etwas Bestimmtes hin zu interpretieren; ja diese Gefahr
wird umso größer, als Kymeus die zitierten Sätze aus dem Latei-
nischen ins Deutsche übertragen muß, also schon durch die Wort-
wahl die Deutung beeinflußt. Seine Übersetzungen sind daher, von
seiner Zeit aus gesehen, recht eigentlich „modern“. Denn er be-
nutzt in ihnen das damals geläufige lutherische Vokabular. Den-
noch sind diese Übersetzungsproben von Wert. Denn Kymeus
ist einer der ersten gewesen, die Bruchstücke aus dem Werk des
Cusaners zu verdeutschen versucht haben.
Am häufigsten ist von Kymeus die Concordantia catholica des
Nikolaus von Cues herangezogen worden. Die ersten Teile des
Hercules beruhen fast ganz auf ihr. Aber die „Zeugenaussagen“ des
Cusaners entnimmt er nicht nur dieser Schrift, sondern auch an-
deren Teilen des cusanischen Gesamtwerks, mit dem er sich ein-
gehend beschäftigt hat. Vor allem sind die Schriften De pace fidei1?
De docta ignorantia, die Excitationen angeführt und ausgewertet,
dann aber auch die Briefe und der Traktat De cribratione Alchorani.
Um das Urteil des Herkules-CusANUs geht es dem Kymeus
in der Hauptsache. Gegen die Werke des Cusaners treten daher
die übrigen benutzten Quellen zurück. Als auctoritates werden
häufig Bibelstellen, hin und wieder auch die Kirchenväter heran-
gezogen. Auch Zitaten aus der klassischen Literatur begegnet man.
Luther, den er verteidigt, und Cochlaeus, den er bekämpft, kennt
Kymeus natürlich genau. Die sonstigen Anführungen scheinen bei
flüchtigem Blick zahlreich zu sein und oft den entlegensten Werken
zu entstammen; jedenfalls gewinnt man den Eindruck, daß Ky-
meus eine recht gute Kenntnis der politischen und kirchlichen
Streitliteratur des beginnenden 16. Jahrhunderts gehabt haben
muß. Bei näherer Beschäftigung schwindet dieser Eindruck. Das
1 De pace fidei wurde in Reformationskreisen neben der Concordantia
catholica besonders geschätzt; vgl. Flacius, Catalogus, a.a.O. Bd. II, S. 871.
 
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