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Kymeus, Johann; Menzel, Ottokar [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 6. Abhandlung): Des Babsts Hercules wider die Deudschen: Wittenberg 1538 ; als Beitrag zum Nachleben des Nikolaus von Cues im 16. Jahrhundert — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42025#0070
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70

Ottokar Meazel

io
*fol. Jijv
15
20
25
Das hertz mus
allein durch
gnad versi-
chert werden.
35
*fol. Jüjr
40

Das dritte Wort nennet er das Heilig Evangelium, dadurch
Gottes gnade an vns gelanget, dadurch wir auch vber die Natur
zu gleuben vnd hoffen erhaben werden vnd, weil Gott getrew ist,
auch erlangen, was er zusagt. Das dritte Wort, sagt er, macht
allein gerecht. Daraus ist leichtlich abzunemen, das er des glau-
bens rechten verstand gehabt hat. Helts nicht mit denen, die den
Glauben nur für ein erkentnus der fürgeschriebenen wort halten,
ja helts auch nicht mit denen, die da sagen, das man durch den
glauben vnd Zuversicht gegen Gott fürnemlich gerecht werde, aber
minus principaliter bestehe inn vns die gerechtigkeit durch ver-
dienst vnd wirdigkeit vnserer wercke, als sey der Glaub ein er-
stattung des mangels * an vnsern wercken vnd verdienst erfunden.
Denn dawider setzet er aus S. Paulo diesen grund, das gnade vnd
verdienst gegen einander seind, braucht sich darnach seiner Mathe-
matica de duobus triangulis mutuo coeuntibus, daraus er leicht-
lich schleust: wenn die gerechtigkeit verdienst zuliesse, müst gewis-
lieh folgen, das, wer am meisten verdienet, würde am wenigsten
von der gnade haben wider die wort Christi, welchem am meisten
nachgelassen wird, liebet auch am meisten. Denn die gnade, so
oben herab aus Gott fleust, vnd menschlich verdienst, der hinauff
steiget, können sich nicht anders bey einander leiden, denn nur
secundum magis ac minus, das ist, so viel eins zunimpt, so viel
mus das ander abnemen. Des nim ein gleichnis. Jhe mehr der tag
morgens zunimpt, jhe mehr die nacht abnimpt, vnd des abents,
jhe mehr der tag abnimpt, jhe mehr die nacht zunimpt.
Derhalben schleust er allen verdienst aus, bezeuget, das vns
gerechtigkeit entstehet allein aus gnaden, inn Christo verheissen.
Denn weil sich das hertzliche Zuversicht nicht zugleich erwegen
kan auff gnade vnd verdienst, ja auff Gott vnd menschlich wirdig-
keit, so wenig als einer zweien Herrn dienen kan, nimpt er hin-
weg alle gesetz, alle werck, allen verdienst von diesem ort, da man
sich für Gott sol beheglich machen, denn es gehört hie irer keins
her, Christus wil diese stad allein inne haben. Aber das Gesetz, die
guten werck, den verdienst vnd alle Gottselige vbung, so mensch-
licher Schwachheit für dem Glauben entgegen vnd zu wider waren,
setzet er ut vitam, quam secundam vocant, primam necessario
comitantem, ut*que proprietatem nusquam separabilem, das ist,
er setzt solclis alles zur vbung vnd zum newen leben, so dem
Glauben nicht anders denn wie regen vnd bewegen dem natür-
lichen leben folgen mus. Denn was wer das für ein leben, das kein
 
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