76
Ottokar Menzel
Freiheit ist
besser denn
gleichförmig-
keita.
Lupoldus.
15
20
*fol. Kiij1'
25
Es sein alle
Fürsten vnd
Herrn pflich-
tig zu restitu-
iren, was der
Bapstvonfrei-
heit entwen-
i, det hat.
35
cium allenthalben gehalten würde. Ynd wolt der gute Man haben,
das es allenthalben solt gleich zugehen mit den Kirchzuchten.
Sendet seiner gelerten zwen gen Rom, daselbst zu lernen solche
Ceremonien ynd gesenge, die die Galli musten annemen. Hat nicht
verstanden, wie das freiheit inn diesen Ceremonien viel besser ist
denn gleichformigkeit, wie auch viel andere Imperatores Germa-
norum sich durch schein eins Christlichen wandeis dahin haben be-
wegen lassen, das sie dem Römischen Stul mehr zu geben [nicht]
nachgelassen vnd inen erhöhet haben wider alle andere Keyser vnd
Fürsten der Welt, wie solchs Lupoldus de Rabenburg, Decretorum
Doctor, im buchlein De Zelo Christiane religionis veterum Germa-
norum principum fein beschrieben hat. Vnd dieser Lupoldus schreibt
solchs den Deudschen Fürsten als für ein lob zu, welchs ich auch
gern thun wolt, wenn nicht durch solche ire Christliche lindigkeit
vnd gütigkeit die feind weren zu weit herein gefallen, die armen
Deudschen gefangen zu nernen, wie solchs geschehen vnd am tag
ist. Die Christliche freiheit reis er dahin, so wolt er auch inn
leiblichen Sachen Herr sein, darin im die tliür durch die alten fro-
men Fürsten, so es nicht besser gewust haben, auffgethan war.
Was sol man aber viel davon sagen ?
Ich weis wol, das einem jeden Prediger zusteht, * inn wider-
wertigen weltlichen Sachen gedult zu leren, das auch niemand
dem vbel widerstehen sol, ich weis auch darneben, das ein jeder
Prediger schuldig ist, einem jeden Amptsverwanten, er sey Fürst,
König odder Keyser, zu sagen, das er seinem Ampt gnug thue, vnd
wenn er es nicht thut, in mit dem Geist des mundes zu straffen.
Sag derhalben, weil der Römische Rischoff seinen Stul zum nach-
teil Christlicher vnd des gantzen Römischen Reichs freiheit erhaben
hat, ist Keyser, König vnd ein jeder Fürst vnd Herre des Reichs
pflichtig, solchen abbruch zu restituiren zur forderung des glaubens
vnd besserung irer vnterthanen. Werden sie solchs nicht thun, so
werden sie als die vngetrewen Haushalter von irem Herrn hinaus
inn die ewige Helle gestossen werden, vnd haben keine entschüldi-
gung, als ob sie nicht wissen, welche Part recht habe. Denn es ist
Gottes wort am tage; das las man Richter sein. Weil man auch
von der gemein Christenheit das vrteil vnd erkentnis der warheit
9. wider: weder I). 26. dem : den D.
a) gleichformigkeit: gleichformikeit D.
11—12. ed. S. Schard a. a. O. S. 410—465, s. o. S. 7.
26. 2 Thess. 2, 8. 32—3.9. Vgl. Matth. 25, 24ff.
Ottokar Menzel
Freiheit ist
besser denn
gleichförmig-
keita.
Lupoldus.
15
20
*fol. Kiij1'
25
Es sein alle
Fürsten vnd
Herrn pflich-
tig zu restitu-
iren, was der
Bapstvonfrei-
heit entwen-
i, det hat.
35
cium allenthalben gehalten würde. Ynd wolt der gute Man haben,
das es allenthalben solt gleich zugehen mit den Kirchzuchten.
Sendet seiner gelerten zwen gen Rom, daselbst zu lernen solche
Ceremonien ynd gesenge, die die Galli musten annemen. Hat nicht
verstanden, wie das freiheit inn diesen Ceremonien viel besser ist
denn gleichformigkeit, wie auch viel andere Imperatores Germa-
norum sich durch schein eins Christlichen wandeis dahin haben be-
wegen lassen, das sie dem Römischen Stul mehr zu geben [nicht]
nachgelassen vnd inen erhöhet haben wider alle andere Keyser vnd
Fürsten der Welt, wie solchs Lupoldus de Rabenburg, Decretorum
Doctor, im buchlein De Zelo Christiane religionis veterum Germa-
norum principum fein beschrieben hat. Vnd dieser Lupoldus schreibt
solchs den Deudschen Fürsten als für ein lob zu, welchs ich auch
gern thun wolt, wenn nicht durch solche ire Christliche lindigkeit
vnd gütigkeit die feind weren zu weit herein gefallen, die armen
Deudschen gefangen zu nernen, wie solchs geschehen vnd am tag
ist. Die Christliche freiheit reis er dahin, so wolt er auch inn
leiblichen Sachen Herr sein, darin im die tliür durch die alten fro-
men Fürsten, so es nicht besser gewust haben, auffgethan war.
Was sol man aber viel davon sagen ?
Ich weis wol, das einem jeden Prediger zusteht, * inn wider-
wertigen weltlichen Sachen gedult zu leren, das auch niemand
dem vbel widerstehen sol, ich weis auch darneben, das ein jeder
Prediger schuldig ist, einem jeden Amptsverwanten, er sey Fürst,
König odder Keyser, zu sagen, das er seinem Ampt gnug thue, vnd
wenn er es nicht thut, in mit dem Geist des mundes zu straffen.
Sag derhalben, weil der Römische Rischoff seinen Stul zum nach-
teil Christlicher vnd des gantzen Römischen Reichs freiheit erhaben
hat, ist Keyser, König vnd ein jeder Fürst vnd Herre des Reichs
pflichtig, solchen abbruch zu restituiren zur forderung des glaubens
vnd besserung irer vnterthanen. Werden sie solchs nicht thun, so
werden sie als die vngetrewen Haushalter von irem Herrn hinaus
inn die ewige Helle gestossen werden, vnd haben keine entschüldi-
gung, als ob sie nicht wissen, welche Part recht habe. Denn es ist
Gottes wort am tage; das las man Richter sein. Weil man auch
von der gemein Christenheit das vrteil vnd erkentnis der warheit
9. wider: weder I). 26. dem : den D.
a) gleichformigkeit: gleichformikeit D.
11—12. ed. S. Schard a. a. O. S. 410—465, s. o. S. 7.
26. 2 Thess. 2, 8. 32—3.9. Vgl. Matth. 25, 24ff.