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Kymeus, Johann; Menzel, Ottokar [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 6. Abhandlung): Des Babsts Hercules wider die Deudschen: Wittenberg 1538 ; als Beitrag zum Nachleben des Nikolaus von Cues im 16. Jahrhundert — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42025#0078
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78

Ottokar Me\zel

*fol. K P

Capreolus.

10
Ist das kein
Abgötterey,
so ist nie keine
auff erden ge-
wessen.

15

20

25

*fol. K iv

Der Römische
stuel ist auff-
rüriseh.

Constanti-
nopel.

Nu ist hie kein mensch so vnverstendig gewesen, der gesagt
oder gegleubt habe, das man schlechter färbe, schlechtem stein oder
holtz solt ehre erzeigen * vnd anbeten, sondern alle ehre vnd an-
beten ist den bildern zugeeigent worden, als sie itzt bilder Christi
vnd der andern heiligen gleichnis sein. So nu des Thome vnd der
hochgelerten zu Paris lahr recht ist, so hat keiner gesündiget, der
das bildnis Christi für Christum selbst hat geehret vnd angeruffen.
Hie sihet Capreolus, das Thomas zu weit vber das ziel ge-
faren ist, wil solchen groben, tölpischen vnd schendlichen irthumb
schmücken vnd lindern, spricht: Imago et imaginatum sunt unum
totale obiectum adorationis; das ist so viel gesagt: Wenn man wil
anbeten, sol man zugleich auff das bild vnd auff das, so das bild
bedeut, sehen. Heisset das nicht, der menschen hende werck (wie
die schrifft die bilder nennet) anbeten, beide, dem heiligen Wort-
Gottes vnd natürlichem licht, zu entgegen ? Wo sie aber sagen
werden, sie haben on diese opinion Thome andere weise, Christum
inn seinen bildern anzubetten, welchen auch Picus nicht zu wider
war ? Antwort: Wir haben heller schrifft genug, das cultus lat-rie
keiner gleichnis oder bild zustehet. Vnd weil keine weis auff erden
ist, etwas anders on allein Gott anzubeten, darumb kan auch keine
weise auff erden sein, die bilder anzubeten; sein nur signa, vom
signato so weit vnterscheiden als tod vnd leben, schein vnd schatten,
Christus vnd Belial.
Vnd haben die Greci vor achthundert jaren die gros abgötterey
der bild gestrafft, also das Keyser Leo 3. befohlen hat, solche bilder
abzuthun. \Tnd solt hie Bapst Gregorius, des namens der 3., dem
Keyser gehorsam gewesen sein, weil bilder abzuthun, res*polit,ica ist,
darüber kein Bapst noch Bischoff, sondern die Obrigkeit gewalt hat.
Aber es thut hie Gregorius wie ein auffrürischer, feit dem
Keyser inn sein gewalt, macht im gantz Italiam der bilder halben
abfeilig vnd durch verreterliche practiken bringt er die Greken ent-
lieh vmbs Keyserthumb, daher der Greken Reich geschwec-ht ward,
kamen inn veracht der Christen, das sie nach dieser zeit allweg
haben abgenomen, bis so lang die edle hochberümbte stad Con-
stantinopel, die nach Constantino bey tausent vnd hundert jaren
inn Christlichem glauben gestanden, so jemerlich vom Türcken
erobert vnd gefangen ward, da so viel tausent erwürget vnd ge-
10—11. JOHANNES CAPREOLUS, Defensiones theologiae divi Thn-
mae Aquinatis, ed. G. Paban et Th. Pegtjes, Bd. V, Tours 1904, S. 141.
13. Deut. 4, 28.
 
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