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Martin Dibelius:
tum zu einem ihrer Leitthemen ausgebildet1. Damit verbindet sich
aber der Preis der philosophischen Existenz als der Bewährung
des wahren Athletentums. In diesem Sinn hatte man die Kämpfe
des Herakles in sittliche Leistungen umgedeutet2. Kyniker und
Stoiker wurden nicht müde, die allem Athletentum weit über-
legenen Anstrengungen des Weisen für die Tugend als den wahren
Athletenkampf zu schildern und die eigentliche Athletik entspre-
chend zu verurteilen3.
In den Zusammenhang solcher Gedanken stellt Klemens nun
die „tapferen Apostel“. Die Wahl der Worte, die er zu ihrem Preise
braucht, ist größtenteils nicht durch die geschichtlichen Tatsachen,
sondern durch das vorausgesetzte Schema der Athletik bedingt.
Die Erklärer des I. Klemensbriefes haben zwar die Art der Rhe-
torik gespürt, haben aber das Grundsätzliche dieser schriftstelleri-
schen Haltung bisher nicht erkannt4; infolgedessen hat man an
den Verfasser Fragen gestellt, die er gar nicht beantworten will,
und Folgerungen aus seinen Worten gezogen, für die er nicht
1 Vgl. vor allem die beiden Reden VIII und IX des Dion von Prosa
(I, p. 95. 103 von Arnim). Für das ganze Thema vgl. Richard Heinze, An-
aoharsis, Philologus 50 (1891), S. 4581T. und Ed. Norden, In Varronis Saturas
Menippeas observ. sei., Jahrbücher f. Philol. und Pädagogik, Suppl. 18 (1891),
S. 265 ff.
2 Dio v. Prusa, Or. VIII. 27, I p. 100 Arnim ούδέ γάρ τον 'Ηρακλέα έώρ(ον
άγωνιζόμενον καί πονοΰντα, ούδέ έμελεν αύτοΐς, άλλα καί τότε ί'σως ά-θλητάς τινας
έθαύμαζον, Ζήτην καί Κώλαϊν καί Πηλέα καί άλλους τοιούτους δρομέας τινας καί
παλαιστάς, VIII 30 ρ. 101 von Herakles: ούτε χειμώνος ούτε καύματος φροντίζων,
ούδέν δεόμενος στρωμάτων ή χλανίδων ή ταπήτων, άλλα δέρμα άμπεχόμενος ρυπαρόν,
λιμού πνέων, τοΐς άγαθοΐς βοηθών, τούς κακούς κολάζων, Epiktet III 22, 57 άλλ’
ό μέν 'Ηρακλής ύπό Εύρυσθέως γυμναζόμενος ούκ ένόμιζεν άθλιος είναι, άλλ’
άόκνως έπετέλει πάντα τά προσταττόμενα.
3 Dio IX, 11 f., I ρ. 105 von Diogenes, dem man gesagt hat ού νενίκηκας,
ώ Διόγενες. ό δέ, Πολλούς γε, εΐπεν, άνταγωνιστάς καί μεγάλους, ούχ οία ταΰτά
έστιν τά ανδράποδα τά νυν ένταύθα παλαίοντα καί δισκεύοντα καί τρέχοντα, τω παντί
δέ χαλεπωτέρους, πενίαν καί φυγήν καί άδοξίαν, έτι δέ οργήν τε καί λύπην . . . vgl.
auch das erste Zitat in Anm. 2 und Epiktet III 22, 58, wo ein Fieberkranker
den nach Olympia Ziehenden zuruft: 'κακαί’ έφη 'κεφαλαί, ού μενεΐτε; άλλ’
αθλητών μέν όλεθρον ή μάχην όψόμενοι άπιτε οδόν τοσαύτην εις ’Ολυμπίαν
πυρετού δέ καί ανθρώπου μάχην ίδεΐν ού βούλεσθε;’
4 Weitaus am nächsten kommt Harnack dieser Deutung: Einf. in die
Kirchengesch., S. 106 ,,die Apostel sind als Gladiatoren vorgestellt“. Aber
auch er hat den Zusammenhang mit der philosophischen Tradition nicht be-
tont und die Folgerungen für das Verständnis des ganzen Abschnitts nicht
gezogen. Ohne jede Folgerung hat übrigens auch J. B. Lightfoot, S. 29
seiner Ausgabe, auf Dio von Prusa, Orationes VIII und ΓΧ verwiesen.
Martin Dibelius:
tum zu einem ihrer Leitthemen ausgebildet1. Damit verbindet sich
aber der Preis der philosophischen Existenz als der Bewährung
des wahren Athletentums. In diesem Sinn hatte man die Kämpfe
des Herakles in sittliche Leistungen umgedeutet2. Kyniker und
Stoiker wurden nicht müde, die allem Athletentum weit über-
legenen Anstrengungen des Weisen für die Tugend als den wahren
Athletenkampf zu schildern und die eigentliche Athletik entspre-
chend zu verurteilen3.
In den Zusammenhang solcher Gedanken stellt Klemens nun
die „tapferen Apostel“. Die Wahl der Worte, die er zu ihrem Preise
braucht, ist größtenteils nicht durch die geschichtlichen Tatsachen,
sondern durch das vorausgesetzte Schema der Athletik bedingt.
Die Erklärer des I. Klemensbriefes haben zwar die Art der Rhe-
torik gespürt, haben aber das Grundsätzliche dieser schriftstelleri-
schen Haltung bisher nicht erkannt4; infolgedessen hat man an
den Verfasser Fragen gestellt, die er gar nicht beantworten will,
und Folgerungen aus seinen Worten gezogen, für die er nicht
1 Vgl. vor allem die beiden Reden VIII und IX des Dion von Prosa
(I, p. 95. 103 von Arnim). Für das ganze Thema vgl. Richard Heinze, An-
aoharsis, Philologus 50 (1891), S. 4581T. und Ed. Norden, In Varronis Saturas
Menippeas observ. sei., Jahrbücher f. Philol. und Pädagogik, Suppl. 18 (1891),
S. 265 ff.
2 Dio v. Prusa, Or. VIII. 27, I p. 100 Arnim ούδέ γάρ τον 'Ηρακλέα έώρ(ον
άγωνιζόμενον καί πονοΰντα, ούδέ έμελεν αύτοΐς, άλλα καί τότε ί'σως ά-θλητάς τινας
έθαύμαζον, Ζήτην καί Κώλαϊν καί Πηλέα καί άλλους τοιούτους δρομέας τινας καί
παλαιστάς, VIII 30 ρ. 101 von Herakles: ούτε χειμώνος ούτε καύματος φροντίζων,
ούδέν δεόμενος στρωμάτων ή χλανίδων ή ταπήτων, άλλα δέρμα άμπεχόμενος ρυπαρόν,
λιμού πνέων, τοΐς άγαθοΐς βοηθών, τούς κακούς κολάζων, Epiktet III 22, 57 άλλ’
ό μέν 'Ηρακλής ύπό Εύρυσθέως γυμναζόμενος ούκ ένόμιζεν άθλιος είναι, άλλ’
άόκνως έπετέλει πάντα τά προσταττόμενα.
3 Dio IX, 11 f., I ρ. 105 von Diogenes, dem man gesagt hat ού νενίκηκας,
ώ Διόγενες. ό δέ, Πολλούς γε, εΐπεν, άνταγωνιστάς καί μεγάλους, ούχ οία ταΰτά
έστιν τά ανδράποδα τά νυν ένταύθα παλαίοντα καί δισκεύοντα καί τρέχοντα, τω παντί
δέ χαλεπωτέρους, πενίαν καί φυγήν καί άδοξίαν, έτι δέ οργήν τε καί λύπην . . . vgl.
auch das erste Zitat in Anm. 2 und Epiktet III 22, 58, wo ein Fieberkranker
den nach Olympia Ziehenden zuruft: 'κακαί’ έφη 'κεφαλαί, ού μενεΐτε; άλλ’
αθλητών μέν όλεθρον ή μάχην όψόμενοι άπιτε οδόν τοσαύτην εις ’Ολυμπίαν
πυρετού δέ καί ανθρώπου μάχην ίδεΐν ού βούλεσθε;’
4 Weitaus am nächsten kommt Harnack dieser Deutung: Einf. in die
Kirchengesch., S. 106 ,,die Apostel sind als Gladiatoren vorgestellt“. Aber
auch er hat den Zusammenhang mit der philosophischen Tradition nicht be-
tont und die Folgerungen für das Verständnis des ganzen Abschnitts nicht
gezogen. Ohne jede Folgerung hat übrigens auch J. B. Lightfoot, S. 29
seiner Ausgabe, auf Dio von Prusa, Orationes VIII und ΓΧ verwiesen.