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Dibelius, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 2. Abhandlung): Rom und die Christen im ersten Jahrhundert — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42027#0029
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Rom und die Christen im ersten Jahrhundert

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lieh gefüllten Angabe über „nicht ein oder zwei, sondern mehr πόνοι.“.
Damit war Petrus immerhin als Athlet im Sinn der Moralphilo-
sophie gekennzeichnet. Daß Klemens den Petrus aber hier über-
haupt nannte, als Zeugen „unserer Generation“, als Vorbild, das
„vor unsern Augen“ steht, das erklärt sich nur, wenn Petrus wirk-
lich in Rom „bis zum Tode gekämpft“ hatte. Die relative Schweig-
samkeit des Klemens über Petrus, die bisher den ernsthaftesten
Beweis gegen die Annahme eines römischen Marytriums lieferte,
wrird uns völlig verständlich, wenn wir erkennen, daß Klemens auf
das Martyrium der Apostel aus politischen Gründen
nicht eingeht, im übrigen aber von den Aposteln nicht
erzählen, sondern sie als philosophische Athleten schil-
dern will. Die Tatsache, daß er überhaupt die beiden Apostel hier
erwähnt, erklärt sich am besten, wenn diese zwei Apostel wirklich
die großen Vorbilder Roms waren — die Dürftigkeit der Nach-
richten bildet nun kein Hindernis mehr.
Wenn aber die Gegengründe gegen das römische Martyrium
aus dem I. Klemensbrief kein Gewicht mehr haben, dann kommen
die alten traditionellen Gründe für dieses Martyrium des Petrus
wieder zu ihrem vollen Recht. Es bleibt dabei, daß Joh. 21, 18. 19
der Kreuzestod des Petrus als bekannt vorausgesetzt wird. Es
bleibt dabei, daß der Verfasser des I. Petrusbriefes 5, 12 mit der
— im andeutenden Stil des pseudonymen Briefes gehaltenen —
Anspielung auf „Babylon“ sagen will, Petrus habe sich zur Zeit
des Briefes in Rom befunden. Es bleibt dabei, daß die Grabung
unter der Kirche San Sebastiano in Rom die Wahrscheinlichkeit
eines Gräberkults für Paulus und Petrus ergeben bat und daß man
daraus in Verbindung mit der Notiz des Gaius (bei Euseb, Hist,
eccl. 11 25, 6) positive Schlüsse zu ziehen das Recht hat.
VI.
Bevor wir das letzte und ganz andersartige Zeugnis über den
Staatskonflikt der Christen betrachten, die Apokalypse, müssen wir
erst die Gegenpartei befragen, soweit sie zum Reden zu bringen ist,
Rom selbst. Die einzige gewichtige Stimme, die etwas zu*unserm
Thema zu sagen weiß, ist die des Tacitus; aber freilich erklingt
diese Stimme erst ein halbes Jahrhundert nach der Hinrichtung
der Christen unter Nero. Von anderen Zeugnissen ist eines über-
haupt zu bezweifeln, und das andere sagt nicht viel zu unserem
Gegenstand.
 
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