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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0008
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8 G. Hölscher: Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung
erst durch LXX eingeführt worden sein, da er sonst auch in den
P-Stücken von Gen 1 ab durchgeführt worden wäre, sondern muß
auf ihre hebräische Vorlage zurückgehen. Er kann aber aus dem-
selben Grunde auch nicht erst von Rp herrühren, sondern muß
schon, wie ja auch der hebräische Text in 24b—324 zeigt, einer älte-
ren Hand angehören, d. h. vermutlich der des Rje. Damit gewinnt
das Zeugnis des LXX-Textes eine Bedeutung für die Quellenfrage.
Es muß verschiedene Gestalten des hebräischen Textes von JE
gegeben haben, die den Doppelnamen entweder auf Gen 24b—324
beschränkten oder ihn durch die ganze Urgeschichte durchführten.
Welche dieser Textgestalten die ursprüngliche ist, kann a priori
nicht entschieden werden. Hier gewinnt der Umstand Bedeutung,
daß die auch in LXX neben dem Doppelnamen noch gelegentlich
sich findenden Namen xupiop; und 6 üsop sich so verteilen, daß sich
bloßes xupiop nur in lls 6 8, also in einem in der Regel zu J* 1 ge-
rechneten Stücke findet, dagegen bloßes 6 bsop (abgesehen von 25
und 322) in Stücken, die man einem J2 hzw. J3 zuzuschreiben pflegt.
Sind dies, wie man ja die Sachlage bei dem masoretischen Texte
von 3i 3 5 zu beurteilen pflegt, Überbleibsel des ursprünglichen
Sprachgebrauchs der Quellen, so wäre daraus zu folgern, daß die
eine der beiden Quellen der Urgeschichte ursprünglich den Gottes-
namen Jahve, die andere den Namen Elohim durchweg gebraucht
hat1. Diese Überlegungen zeigen, daß der im masoretischen Texte
durchgeführte Gebrauch des Namens Jahve in den nicht-priester-
lichen Stücken der Urgeschichte jedenfalls kein Recht geben kann,
diese Stücke für ausschließlich jahvistisch, nämlich als Kontamina-
tion zweier jahvistischer Quellen zu erklären; vielmehr scheinen
positive Gründe dafür zu sprechen, daß die bislang einem J2 zu-

im Munde des Heiden Laban; 1310 „das Paradies Gottes“ statt des Paradieses
Jahves). In 38u (evavxbv toö ■9-eou) mag die Überlegung die gewesen sein,
daß die Sünde Onans allgemein verwerflich ist; 165 mag der Gebrauch von
6 hso? statt Jahve in der Schwurformel aus einem üblichen juristischen Ge-
brauch dieser Formel erklärt werden (vgl. auch 1422 dem König von Sodom
gegenüber). In 1217 (6 schlug den Pharao) weiß ich keine einleuchtende
Erklärung.
1 Von da aus hätte, wie Mowinckel es für möglich hält, die Quelle
auch in 426 ursprünglich vielleicht geschrieben: „der fing an, den Namen
Gottes anzurufen“. Hier wäre also nicht vom Bekanntwerden des Jahve-
Namens, sondern allgemein vom Anfang des Kultus und Gebetes die Rede,
und es läge auch kein Grund vor zu der Annahme, daß der Verfasser dieser
Quelle fortan in seiner Erzählung den Namen Jahve gebraucht hätte.
 
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