Metadaten

Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0036
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
36 G. Hölscher: Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung
häufen; die Begegnung und Versöhnung mit Esau geschieht in der
Nähe des Jabbokflusses, dessen Name an Jakob anklingt und wo
der Erzähler die alte Sage vom nächtlichen Ringkampfe Jakobs
mit dem ihm begegnenden Gotte spielen läßt. Auch diese Jakob-
geschichte ist ein kunstvoll gefügtes Ganzes. Die beiden Teile der
Jakob-Esaugeschichte umrahmen nach beliebter Manier die Jakob-
Labangeschichte. Die Verknüpfung geschieht wiederum durch das
Wandermotiv: von Be’erscheba6, dem Wohnsitz seines Vaters, flieht
Jakob zu Laban ,,in das Land der Söhne des Ostens“ Gen 29i;
von dort kehrt er durch das Ost jordanland zurück und begegnet
dem aus Sehr ihm entgegenkommenden Esau1 am Jabbok. Esau
kehrt nach Sehr zurück, Jakob dagegen, den Bruder nochmals täu-
schend, biegt ab nach Sukkot Gen 3317 im Jordantale und von da
über den Jordan ins Westjordanland.
Hiermit endet die eigentliche Geschichte Jakobs2; er spielt
fortan keine selbständige Figur; an seine Stelle treten seine Söhne.
Auf diese und die Tochter Dina hat der Erzähler schon in Gen 2931
bis 3024 vorbereitet3. Was von ihnen erzählt wird, sind Einzel-
sagen : von Simeon, Levi und Dina Gen 34*, von Ruhen und Bilha
Gen 3521—22a, von Juda und Tamar Gen 38 und, in breiter Aus-
führlichkeit, von Josef Gen 37 39ff.*; dazu kommen Genealogien
Esaus und Sehrs und eine Liste der ältesten Könige von Edom
Gen 36io—14 20-28 31-39. Man hat die jetzige Ordnung der Erzäh-
lungen angezweifelt und darauf weitgehende Schlüsse für eine
Quellenscheidung aufgebaut; aber die Ordnung ist durchaus sinn-
voll und eine andere für J als Sammler verschiedener Traditions-
stücke kaum möglich4. J hat die Erzählungen aufgereiht am Faden
1 Daß Esau inzwischen nach Se‘ir gezogen ist, fehlt im erhaltenen Texte
des J. In Gen 2 5 34 ist dies nicht gemeint oder gar zu ergänzen (gegen Eiss-
feldt).
2 Der Übergang von Jakob zu seinen Söhnen wird von J auch markiert
durch den (in Gen 3219 vorbereiteten) Gebrauch des Namens Israel für Jakob,
der von Gen 35sa LXX 21 22 3 73 13 4 25 usw., also von der Niederlassung Jakobs
in Hebron an konsequent durchgeführt wird.
3 Nur Benjamins Geburt erfolgt erst in Kanaan Gen 3 025 3 2 25 (in Jakobs
Alter Gen 4420); der Bericht des J ist durch E Gen 3516__20 verdrängt.
4 Sicher wollte die Judasage Gen 38 ursprünglich die endgültige Nieder-
lassung Judas in seinem Gebiete, genauer im Westen desselben darstellen.
Wenn Juda sich hier von seinen Brüdern trennt und trotzdem in der Josef-
gesc.hichte mit ihnen vereinigt ist, so folgt daraus nicht, daß die erstere zu
einem J1, die letztere zu einem J2 gehöre und daß J1 den Aufenthalt Israels
in Ägypten irgendwie anders als die Joseferzählung begründet haben müsse
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften