Metadaten

Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0039
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Komposition

39

Von da an wird die Komposition lockerer; einzelne, meist
kurze Sagen werden am Faden der Wanderung durch die Wüste
zum Sinai und weiter bis an die Grenze Kanaans aufgereiht. Die
literarische Verknüpfung der Stücke untereinander ist zumeist nicht
mehr erkennbar, da hier von der Erzählung des J fast nur noch dürf-
tige Bruchstücke erhalten sind. Der vorgegebene Zweck der drei-
tägigen1 Wanderung in die Wüste ist das Opfer für Jahve (Ex 3is
53 823 usw.), ihr Ziel der Sinai, wo auch der Dornbusch Ex 32f. zu
suchen ist2. Die gefahrvolle Reise durch die Wüste erfolgt unter
der Führung des Gottes selbst, der in der Wolken- und Feuersäule
bei Tag und bei Nacht den Weg weist. Zur Illustration der Reise
dienen die Brotspende des Manna und die Wasserspende aus dem
Felsen von Meriba-Massa3. So erreicht man den Sinai, auf den
Jahwe nun im Feuer herniederfährt Ex 19i8 und wo Mose und
siebzig von den Ältesten des Volkes den Gott in seiner Glorie
schauen und das Opfermahl vor ihm halten Ex 249-11.
Die Weiterreise in das Land, wo „Milch und Honig fließt“
(Ex 3i7 Num 14s), erfolgt unter der Wegweisung des Keniters Cho-
hab Num IO29-32 (vgl. Jud 116). Denn der Gott selber bleibt auf
seinem Wüstenberge; wo er sich später offenbart, geschieht es in
Gestalt des „Boten Jahves“ (Num 2222«. Jud 2i 611 132 2. Sam
24iß), einmal auch „des Fürsten des Heeres Jahves“ (Jos 3i3f.).
Führer des Volkes bleibt auch weiterhin Mose Num IO29-32 13mf.
254 322«.; erst auf dem Nebo stirbt er, nachdem ihm Jahve von
dessen Höhe aus das gelobte Land gezeigt hat. Jahve wiederholt
in diesem feierlichen Augenblick die den Vätern gegebene Ver-
heißung (Dt 34i-4). So rundet sich das große Gemälde durch Rück-
blick und Vorausschau. Zur Illustration der Wanderung bis zum
Nebo dienen allerlei Einzelgeschichten. Sie machen klar, warum
Israel nicht gradeswegs von Süden aus in das Land einzieht, son-
dern den umständlichen Weg um das Tote Meer herum macht.
Die Botschaft der Kundschafter von der Stärke der Landesbewoh-
ner, der Festigkeit ihrer Städte und der Riesenkraft der Söhne
‘Anaks in Hebron schreckt das Volk vom Zuge nach Norden ab;

1 Die drei Tage sind nicht genau zu nehmen; der Weg von der ägypti-
schen Grenze bis Kadesch ist gegen 200 km lang.
2 Der Name des Sinai ist in der Erzählung ausgefallen,, doch weist das
Wortspiel mit dem Dornbusch (sen§) auf ihn hin.
3 Der Name Kadesch wird hier nicht genannt.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften