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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0041
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erkennt hier, wie schon vorher beim Zuge vom Sinai bis Schittim,
besonders deutlich die Art, wie J in Ermangelung zusammen-
hängender Überlieferung die Geschichte aus bunten Stoffen zu
rekonstruieren versucht. Die Anordnung in Jud 1 geschieht ein-
fach nach geographischen Gesichtspunkten. Das Schweigen über
die Eroberung Benjamins in Jud 1 zeigt, wie dieser Bericht und die
Erzählungen des Josuabuches bewußt aufeinander abgestimmt
sind. Den Abschluß bildet die Notiz, daß der Bote Jahves vom
Gilgal nach Betel hinaufzieht und man Jahve dort opfert Jud
2la 5b.
Auch für die Folgezeit besaß der Verfasser nur einzelne Sagen
von Stammeshelden und ihren Taten, dazu noch zwei Geschichten
von der Herkunft des Efods zu Dan durch den Baub der Daniten
und von der Schandtat zu Gib‘a und dem Krieg der Israeliten
gegen Benjamin. Die Kämpfe der Helden, von denen erzählt wird,
richten sich gegen die feindlichen Nachbarn, die den Besitz des von
Israel eroberten Landes gefährden1: zuerst der Kampf Ehuds von
Benjamin gegen Moab, dann der Gideons von Manasse gegen Mi-
dian, Jiftachs von Gil‘ad gegen die ‘Ammoniter, Simsons von Dan
gegen die Philister. Die Erzählungen sind lose aneinandergereiht,
ihre Ordnung ist im wesentlichen geographisch, von Süden nach
Norden hinaufgehend (Benjamin, Manasse, Gil'ad, Dan). Aber J
hält diese Ordnung offenbar auch für eine chronologische: auf die
Erzählung von Simson, dem Daniten in Sor‘a und Eschta’ol, folgt
eben von dort aus Jud I82 8 11 die Wanderung der Daniten nach
dem Norden; die Philisternot zur Zeit Simsons setzt sich fort in
der zur Zeit ‘Elis 1. Sam. 4, und was Simson begann Jud 13s, voll-
1 Der Kampf mit Jabin von Ghasor gehört nicht in diese jahvistische
Reihe. Budde hat richtig gesehen, daß in Jud 4 eine Jabingeschichte mit der
Siserageschichte des E konfundiert ist, und zwar nicht erst durch Rd (41_3
23_24 ,,Jabin, König von Kanaan“), sondern schon durch Rje (417]3 ,,Jabin,
König von Ghasor“); aber dieser Jabin stammt-schwerlich aus J, wie Budde
meint (der eine kurze, der Adonisedekgeschichte entsprechende Jabingeschichte
Ks ursprünglichen Bestandteil von Jud 1 vermutet). Vielmehr wird Rje die
alotiz über Jabin von Chasor aus E (Jos 11) genommen haben. Durch die
Nombination der Siserageschichte mit der Figur des Königs Jabin von Ghasor
ist die jetzt in Jud 4 vorliegende geographische Konfusion entstanden: die
Verwechslung des bei dem Baum von Besa‘anannim liegenden Ivedesch v. 11
mit Kedesch in Naftali v. 6. Die Notiz über den Keniter Cheber v. 11 gehört
jedoch zum ursprünglichen Bestände der Siserageschichte des E; sie bereitet
auf v. 17 a vor (die Worte „von den Söhnen Chobabs, des Schwiegervaters
Moses“ in v. 11 sind Glosse aus Jud 116.
 
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