42 G. Hölscher: Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung
endet Saul 1. Sam. 9i6; die Erwähnung des Gotteshauses von Schilo
Jud I831 (Jud 21i9) bereitet den Leser auf den Untergang Schilos
1. Sam. 4, die Geschichte von Gib‘a Jud 19 auf Saul vor; die
Bemerkungen über die Unordnung der vorköniglichen Zeit Jud 176
2125 weisen voraus auf die durch das Königtum geschaffene Ord-
nung1. Die Anordnung der Stücke ist also planmäßig und rationell,
die Reihenfolge der Helden als zeitliche Folge gedacht. Das geht
auch daraus hervor, daß J diese Stammeshelden im Gegensatz zu
der ihm überkommenen Tradition als Führer Gesamtisraels ansieht.
Die Gideongeschichte zeigt, daß Gideons Feldzug gegen Midian ur-
sprünglich nichts mehr als ein Rachezug des Geschlechts Abi‘ezer ist
Jud 634 818 f., und Simsons Kämpfe mit den Philistern sind höchstper-
sönliche Heldentaten. Für unsern Verfasser aber sind alle diese Kriege
nationale Kriege Israels, wie vor allem die Berufungsgeschichte Gi-
deons Jud 614 und die Geburtsgeschichte Simsons Jud 13s2 zeigen.
Ebenso sind die Kämpfe Ehuds Jud 3i5 27, Abimeleks Jud 922 55,
Jiftachs Jud II4 für J Kämpfe Israels. Man hat trotz dieser Un-
stimmigkeit kein Recht, darin spätere Überarbeitung zu sehen; es
ist die Auffassung des J selbst, die sich darin ausdrückt, wie ja
auch seine Geschichte in Jud 19—21 von einer Strafexpedition
ganz Israels gegen Benjamin zu erzählen weiß.
Es folgt die Zeit des Königtums, d. h. der Regierungen Sauls,
Davids und Salomos. Vorausgeschickt ist die Darstellung der
Philisterherrschaft, von der Saul und David Israel befreien. Wenn
schon Simson Jud 13s als Anfänger dieser Befreiung bezeichnet
wird, so ist das die Geschichtsbetrachtung des J, für den Sage und
geschichtliche Kunde auf einer Ebene liegen. Die Eroberung des
mittleren Westjordanlandes durch die Philister beginnt tatsäch-
lich erst in 1. Sam 4i LXX.
Der Übergang zu wirklicher geschichtlicher Kunde macht sich
jetzt bemerkbar: die Schilderung wird ausführlicher und reicher
1 Gideon und Abimelek führen bei J auch nicht den Titel „König“;
anders E Jud 96 8 10 12 14—16 is-
2 Die Erhöhung der Gestalt Simsons zeigt sich nicht nur in der Geburts-
geschichte, sondern geht durch die ganze Geschichte Simsons hindurch. Das
profane zauberische Motiv von der Kraft im Haare wird religiös umgedeutet:
Simson ist „ein Geweihter Gottes von Mutterleibe an“ Jud 1617; er tut seine
Taten durch den Geist Jahves Jud 1325 1 46 1 514, vgl. 1620; Jahve segnet ihn
Jud 1324 und erhört sein Gebet Jud 15lgf. 1628. Es geht nicht an, diese Ele-
mente literarisch auszuscheiden, vielmehr verrät sich in ihnen die Hand des J,
der alte Sagentradition umgestaltete.
endet Saul 1. Sam. 9i6; die Erwähnung des Gotteshauses von Schilo
Jud I831 (Jud 21i9) bereitet den Leser auf den Untergang Schilos
1. Sam. 4, die Geschichte von Gib‘a Jud 19 auf Saul vor; die
Bemerkungen über die Unordnung der vorköniglichen Zeit Jud 176
2125 weisen voraus auf die durch das Königtum geschaffene Ord-
nung1. Die Anordnung der Stücke ist also planmäßig und rationell,
die Reihenfolge der Helden als zeitliche Folge gedacht. Das geht
auch daraus hervor, daß J diese Stammeshelden im Gegensatz zu
der ihm überkommenen Tradition als Führer Gesamtisraels ansieht.
Die Gideongeschichte zeigt, daß Gideons Feldzug gegen Midian ur-
sprünglich nichts mehr als ein Rachezug des Geschlechts Abi‘ezer ist
Jud 634 818 f., und Simsons Kämpfe mit den Philistern sind höchstper-
sönliche Heldentaten. Für unsern Verfasser aber sind alle diese Kriege
nationale Kriege Israels, wie vor allem die Berufungsgeschichte Gi-
deons Jud 614 und die Geburtsgeschichte Simsons Jud 13s2 zeigen.
Ebenso sind die Kämpfe Ehuds Jud 3i5 27, Abimeleks Jud 922 55,
Jiftachs Jud II4 für J Kämpfe Israels. Man hat trotz dieser Un-
stimmigkeit kein Recht, darin spätere Überarbeitung zu sehen; es
ist die Auffassung des J selbst, die sich darin ausdrückt, wie ja
auch seine Geschichte in Jud 19—21 von einer Strafexpedition
ganz Israels gegen Benjamin zu erzählen weiß.
Es folgt die Zeit des Königtums, d. h. der Regierungen Sauls,
Davids und Salomos. Vorausgeschickt ist die Darstellung der
Philisterherrschaft, von der Saul und David Israel befreien. Wenn
schon Simson Jud 13s als Anfänger dieser Befreiung bezeichnet
wird, so ist das die Geschichtsbetrachtung des J, für den Sage und
geschichtliche Kunde auf einer Ebene liegen. Die Eroberung des
mittleren Westjordanlandes durch die Philister beginnt tatsäch-
lich erst in 1. Sam 4i LXX.
Der Übergang zu wirklicher geschichtlicher Kunde macht sich
jetzt bemerkbar: die Schilderung wird ausführlicher und reicher
1 Gideon und Abimelek führen bei J auch nicht den Titel „König“;
anders E Jud 96 8 10 12 14—16 is-
2 Die Erhöhung der Gestalt Simsons zeigt sich nicht nur in der Geburts-
geschichte, sondern geht durch die ganze Geschichte Simsons hindurch. Das
profane zauberische Motiv von der Kraft im Haare wird religiös umgedeutet:
Simson ist „ein Geweihter Gottes von Mutterleibe an“ Jud 1617; er tut seine
Taten durch den Geist Jahves Jud 1325 1 46 1 514, vgl. 1620; Jahve segnet ihn
Jud 1324 und erhört sein Gebet Jud 15lgf. 1628. Es geht nicht an, diese Ele-
mente literarisch auszuscheiden, vielmehr verrät sich in ihnen die Hand des J,
der alte Sagentradition umgestaltete.