G. Hölscher: Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung
Mann des Unglücks, David, den Günstling Jahves, dem alles ge-
lingt; denn das — nicht ein moralisches Urteil — bedeutet es,
wenn Saul, anfangs durch den Geist Jahves zu großer Tat erweckt,
sobald David auftritt, vom Geiste verlassen wird, während David,
der Liebling des Volkes, den Prinzen zum Freund, die Prinzessin
zur Frau und trotz aller Verfolgungen Sauls das Königtum gewinnt.
Unheimlich und schicksalhaft aber steht, die Geschichte Sauls um-
rahmend, Samuels Gestalt da, zuerst ihm Sieg über die Philister
weissagend, zuletzt als Totengeist durch dieselben Philister Nieder-
lage und Tod ihm verkündend.
Eine Chronologie für die Regierungen der Könige fehlt. Statt
ihrer disponiert der Verfasser seinen Stoff in Abschnitte, die er
durch bestimmte Formeln einleitet. So gleich 1. Sam 4i LXX:
„Und es geschah in jenen Tagen“. J drückt mit dieser Wendung
aus, daß er zu einem neuen Zeitabschnitt übergeht1. Dieselbe Wen-
dung kehrt wieder 1. Sam 28i, wo die Erzählung von Sauls Ende
und Davids Herrschaft beginnt. Es folgt die Königsregierung Da-
vids, die durch fünfmalige Wiederholung der Formel „Und es ge-
schah darnach“ 2. Sam 2i 8ia lOi 13i 15i in fünf Zeitabschnitte
geteilt wird2: 1. Davids Königsherrschaft in Juda bis zur Ein-
nahme Jerusalems, 2. die Beseitigung der Sauliden und die Scho-
nung Meriba‘als, 3. der ‘Ammoniterkrieg, die Heirat Batscheba‘s
und die Geburt Salomos, 4. die Ermordung Amnons durch Absa-
lom, Absaloms Verbannung und Rückkehr, 5. der Aufstand Absa-
loms und dessen Nachspiel, der Aufstand Scheba‘s3.
Es folgt endlich die Regierung Salomos. Ein Urteil über die
literarische Gestalt dieses Schlußabschnittes ist schwer zu fällen,
da von dem Berichte des J nur Bruchstücke erhalten sind; die
Darstellung des E hat die des J fast ganz verdrängt. Nur von der
1 Man könnte das Gegenteil meinen; aber es handelt sich, wo J diese
Wendung gebraucht, immer um Einführung von Ereignissen, die von den
vorher erzählten um eine Spanne Zeit entfernt liegen, vgl. Ex 2n 23.
2 Auch früher gebraucht J diese Formel (Jud 16ß oder eine ähnliche:
„Und es geschah nach dem Tode Josuas“ (Jud lx, vgl. Jos Iß; ebenso „Und
es geschah nach dem Tode Sauls“ (2. Sam Iß.
3 Salomos Geburt läßt sich schätzungsweise darnach datieren, daß sein
und der Ammoniterin Na‘ama erstgeborener Sohn Rehabeam um 935 ein Alter
von 41 Jahren hat, so daß Salomos Geburt etwa vor 990 anzusetzen wäre.
Für die Zeit von Tamars Entehrung bis zu Absaloms Aufstand gibt der Ver-
fasser Jahresangaben (2. Sam 1323 37 1421 157 LXX): 2 + 3 + 2+4 Jahre; der
Aufstand fällt offenbar in Davids späte Jahre (2. Sam 182ff. 1932ff.). In 1. Reg l±
ist David hochbetagt.
Mann des Unglücks, David, den Günstling Jahves, dem alles ge-
lingt; denn das — nicht ein moralisches Urteil — bedeutet es,
wenn Saul, anfangs durch den Geist Jahves zu großer Tat erweckt,
sobald David auftritt, vom Geiste verlassen wird, während David,
der Liebling des Volkes, den Prinzen zum Freund, die Prinzessin
zur Frau und trotz aller Verfolgungen Sauls das Königtum gewinnt.
Unheimlich und schicksalhaft aber steht, die Geschichte Sauls um-
rahmend, Samuels Gestalt da, zuerst ihm Sieg über die Philister
weissagend, zuletzt als Totengeist durch dieselben Philister Nieder-
lage und Tod ihm verkündend.
Eine Chronologie für die Regierungen der Könige fehlt. Statt
ihrer disponiert der Verfasser seinen Stoff in Abschnitte, die er
durch bestimmte Formeln einleitet. So gleich 1. Sam 4i LXX:
„Und es geschah in jenen Tagen“. J drückt mit dieser Wendung
aus, daß er zu einem neuen Zeitabschnitt übergeht1. Dieselbe Wen-
dung kehrt wieder 1. Sam 28i, wo die Erzählung von Sauls Ende
und Davids Herrschaft beginnt. Es folgt die Königsregierung Da-
vids, die durch fünfmalige Wiederholung der Formel „Und es ge-
schah darnach“ 2. Sam 2i 8ia lOi 13i 15i in fünf Zeitabschnitte
geteilt wird2: 1. Davids Königsherrschaft in Juda bis zur Ein-
nahme Jerusalems, 2. die Beseitigung der Sauliden und die Scho-
nung Meriba‘als, 3. der ‘Ammoniterkrieg, die Heirat Batscheba‘s
und die Geburt Salomos, 4. die Ermordung Amnons durch Absa-
lom, Absaloms Verbannung und Rückkehr, 5. der Aufstand Absa-
loms und dessen Nachspiel, der Aufstand Scheba‘s3.
Es folgt endlich die Regierung Salomos. Ein Urteil über die
literarische Gestalt dieses Schlußabschnittes ist schwer zu fällen,
da von dem Berichte des J nur Bruchstücke erhalten sind; die
Darstellung des E hat die des J fast ganz verdrängt. Nur von der
1 Man könnte das Gegenteil meinen; aber es handelt sich, wo J diese
Wendung gebraucht, immer um Einführung von Ereignissen, die von den
vorher erzählten um eine Spanne Zeit entfernt liegen, vgl. Ex 2n 23.
2 Auch früher gebraucht J diese Formel (Jud 16ß oder eine ähnliche:
„Und es geschah nach dem Tode Josuas“ (Jud lx, vgl. Jos Iß; ebenso „Und
es geschah nach dem Tode Sauls“ (2. Sam Iß.
3 Salomos Geburt läßt sich schätzungsweise darnach datieren, daß sein
und der Ammoniterin Na‘ama erstgeborener Sohn Rehabeam um 935 ein Alter
von 41 Jahren hat, so daß Salomos Geburt etwa vor 990 anzusetzen wäre.
Für die Zeit von Tamars Entehrung bis zu Absaloms Aufstand gibt der Ver-
fasser Jahresangaben (2. Sam 1323 37 1421 157 LXX): 2 + 3 + 2+4 Jahre; der
Aufstand fällt offenbar in Davids späte Jahre (2. Sam 182ff. 1932ff.). In 1. Reg l±
ist David hochbetagt.