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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0054
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54 G. Hölscher: Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung
in Kanaan ähnlich wie bei den Griechen erfolgt sein. Bei dem
Zwillingspaare Esau und Jakob handelt es sich um Gestalten, deren
Sagen losgelöst von ihrem ursprünglichen Kultus als Heroensagen
zugewandert zu sein scheinen. In anderen Fällen wird sich die
Heroisierung der Götter erklären durch das Eindringen eines neuen
Gottes, sei es eines mächtigen Baals, sei es in israelitischer Zeit
Jahves, durch den der alte Lokalgott beiseite geschoben wurde,
während er als Heros weiterlebte und weiterhin volkstümlichen
Kultus genoß. Auch die Vorstellung, daß der Heros zugleich der
Ahn des umwohnenden Stammes ist, wird schon vorisraelitisch
sein* 1. Damit ergab sich auch hier eine Assimilation des Heroen-
kultes an die allgemeine Totenpflege, wie sie den Ahnen der Ge-
schlechter zuteil wurde2, und die Kultstätte des Heros wurde zum
Ahnengrabe umgedeutet3. Nachdem dann Jahve Herr der Kult-
ein von Heiden, Juden und Christen besuchtes Fest in den Weinbergen ge-
feiert wurde (Sozom., hist. eccl. II 4, vgl. Euseb., Onom. 6, 12 u. ö.). Vgl.
ferner die Steine im Gilgal (Euseb., Onom. 46, 19f.; 66, 5f.), die Quelle von
*Enaim (ebenda 8, 15 f.: Idol daselbst), den Altar des Gottes Karmel (Tacitus,
hist. 2, 78), den Tempel der goldenen Kuh zu Dan (Joseph., bell. iud. IV 3,
vgl. ant. iud. VIII 226).
1 Noch Jer 227 bezeugt den Glauben, daß der Baum als Vater, der Stein
als Mutter betrachtet wird. Auch Jes 51lf. spielt an auf Abraham und Sara
als „den Fels, aus dem ihr gehauen, das Brunnenloch, aus dem ihr gebohrt
wurdet“.
2 Vgl. Jud 102 5 1210 12 15. Von einem Totenkult der Clane und Stämme
wissen wir nichts, dagegen hatten die Geschlechter ihre regelmäßigen Jahres-
opfer 1. Sam 206 29. Das Geschlecht bildete eine festgeschlossene Gruppe, das
auch durch die Pflicht der Blutrache verbunden war 2. Sam 147. Die Geschlechter
fielen nicht mit der Gesamtbevölkerung der Städte zusammen, wie das Geschlecht
Abi‘ezer in ‘Ofra Jud 624 34, das Geschlecht, zu dem die Familie der Mutter
Abimeleks in Sichern gehörte Jud 91_3, das Geschlecht des Verräters von Betel
Jud 125. In ‘Ofra, welches nach dem Geschlecht Abi‘ezer „das ‘Ofra der Abi‘ez-
riten“ hieß Jud 624 (vgl. 6U), nahm dies Geschlecht die dominierende Stellung
ein, und darauf gründete sich dann die umfassende Herrschaft Gideons und
seines Sohnes Abimelek. Es gab also in manchen israelitischen Städten ge-
schlossene Adelsgeschlechter. Dasselbe war offenbar schon in den kanaanäi-
schen Städten der Fall, so in Sichern, wo „die Männer Chamors“ (Jud 928 vgl.
bei E Gen 3319 Jos 2432 „die Söhne Chamors“) ein solches Adelsgeschlecht
waren. Sie heißen „die Herren von Sichern“ bzw. „die Herren der Burg von
Sichern“ (Jud 92 3 6f. 18 20 23_26 39 46f-)- Ähnlich zu verstehen sind die Ausdrücke
„die Herren von Tebes“ Jud 951, „die Herren von Ive‘ila“ 1. Sam 23llf. oder
„von Jabesch-Gilead“ 2. Sam 2112, vgl. auch Jos 24u 205 E.
3 Ob es Gräber wirklicher Götter bei den Semiten gab (Robertson
Smith, Religion of the Semites2, S. 198f., Ad. Lods, La Croyance ä la Vie
future et le Culte des Morts dans l’Antiquite israelite, 1906, II 104), ist fraglich.
 
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