56 G. Hölscher: Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung
seinem Abhang sprudelnde „Quelle des Rufers“, d. i. eigentlich
des Rebhuhns, entstand, als er durstend die Gottheit anrief Jud
15i4—19.1 Ein Steingebilde auf dem Berge bei Hebron soll das Tor
sein, das Simson auf seinem Rücken von Gaza hierher getragen
habe Jud 1Ö3.2 Den Steinhaufen zu Gil‘ad haben Laban und seine
Leute bei dem Vertrage mit Jakob als Grenzmal aufgeworfen Gen
3146, und die Ruinenstätte ha-‘Ai schreibt man der Zerstörung
durch Josua zu Jos 82s.3
Wie die Ortssage erhält auch die Ahnensage ihren Erzählungs-
stoff aus Mythus und Dichtung4. Ohne diese sind alle die epony-
men Ahnen der Völker, Stämme und Geschlechter, auch der Städte
und Berufsstände, nichts als blasse Schemen5, und ein gut Teil von
ihnen ist reines Erzeugnis gelehrter Genealogie6. Was von ihnen
erzählt wird, ist Spiegelung von historischen Zuständen7 oder von
Eigenschaften der Stämme und Völker8. Das gilt auch von den
typischen Einwanderungssagen9.
Auf solchen Mythenerzählungen, Ahnen- und Ortssagen baut
sich das von J geschaffene Bild der Sagenzeit auf. Zwischen dem
Ursprung der Stoffe und ihrer im Werke des J vorliegenden Form
1 Vgl. auch die aus dem Fels geschlagene Quelle von Meriba-Massa
Ex 177.
2 Zu vergleichen ist der 9 zu 4 Ellen große „eiserne Sarg“ des Riesen-
königs ‘Og bei Rabbat-‘Ammon Dt 3n, vermutlich ein megalithisches Basalt-
denkmal. Ein Salzgebilde am Toten Meere ist die versteinerte Frau Lots
Gen 1926 J2.
3 Auch die Einrichtungen und Bräuche des Kultus werden auf die Vor-
fahren zurückgeführt, so die Aufstellung der Steine im Gilgal Jos 43 8, die
Stellung der Gib‘oniten als Tempeldiener Jos 923, die Beschneidung Ex 424_26.
Vgl. auch Gen 4713_26.
4 Vgl. z. B. Ismael in der Hagarsage Gen 16, Moab und Ben-‘ammi in
der Sage von Lots Töchtern Gen 1930ff„ Schela, Peres, Zerach in der Sage
von Juda und Tamar Gen 38; überall sind es die Mütter, die im Mittelpunkte
stehen und die allein lebendig gezeichnet sind.
5 Z. B. Ismael, Moab und Ben-‘ammi, Se‘ir; Sichern (Gen 34); Gerschom
(Ex 2
35
21-
22/"
6 Vgl. z. B. Gen 2220_24
Num 32laßjj 2aj30C 4—5*
-22a 10 27—30
8 Gen 9,
J13—14 17-
25i
6
-20a
36
10—14 20—28-
21 22aß 23—27
26—33
20apb
ferner Gen 26
39 41
31
42
48 51—53a-
vgl. Gen 34
20—27
9 Die Ahnen sind aus der Fremde eingewandert, so Abraham aus dem
Lande der „Söhne des Ostens“ Gen 29x, die Söhne Israels aus Ägypten. Ähn-
lich erzählten die Phöniker von der Einwanderung der Vorfahren aus Baby-
lonien (s. ob.).
seinem Abhang sprudelnde „Quelle des Rufers“, d. i. eigentlich
des Rebhuhns, entstand, als er durstend die Gottheit anrief Jud
15i4—19.1 Ein Steingebilde auf dem Berge bei Hebron soll das Tor
sein, das Simson auf seinem Rücken von Gaza hierher getragen
habe Jud 1Ö3.2 Den Steinhaufen zu Gil‘ad haben Laban und seine
Leute bei dem Vertrage mit Jakob als Grenzmal aufgeworfen Gen
3146, und die Ruinenstätte ha-‘Ai schreibt man der Zerstörung
durch Josua zu Jos 82s.3
Wie die Ortssage erhält auch die Ahnensage ihren Erzählungs-
stoff aus Mythus und Dichtung4. Ohne diese sind alle die epony-
men Ahnen der Völker, Stämme und Geschlechter, auch der Städte
und Berufsstände, nichts als blasse Schemen5, und ein gut Teil von
ihnen ist reines Erzeugnis gelehrter Genealogie6. Was von ihnen
erzählt wird, ist Spiegelung von historischen Zuständen7 oder von
Eigenschaften der Stämme und Völker8. Das gilt auch von den
typischen Einwanderungssagen9.
Auf solchen Mythenerzählungen, Ahnen- und Ortssagen baut
sich das von J geschaffene Bild der Sagenzeit auf. Zwischen dem
Ursprung der Stoffe und ihrer im Werke des J vorliegenden Form
1 Vgl. auch die aus dem Fels geschlagene Quelle von Meriba-Massa
Ex 177.
2 Zu vergleichen ist der 9 zu 4 Ellen große „eiserne Sarg“ des Riesen-
königs ‘Og bei Rabbat-‘Ammon Dt 3n, vermutlich ein megalithisches Basalt-
denkmal. Ein Salzgebilde am Toten Meere ist die versteinerte Frau Lots
Gen 1926 J2.
3 Auch die Einrichtungen und Bräuche des Kultus werden auf die Vor-
fahren zurückgeführt, so die Aufstellung der Steine im Gilgal Jos 43 8, die
Stellung der Gib‘oniten als Tempeldiener Jos 923, die Beschneidung Ex 424_26.
Vgl. auch Gen 4713_26.
4 Vgl. z. B. Ismael in der Hagarsage Gen 16, Moab und Ben-‘ammi in
der Sage von Lots Töchtern Gen 1930ff„ Schela, Peres, Zerach in der Sage
von Juda und Tamar Gen 38; überall sind es die Mütter, die im Mittelpunkte
stehen und die allein lebendig gezeichnet sind.
5 Z. B. Ismael, Moab und Ben-‘ammi, Se‘ir; Sichern (Gen 34); Gerschom
(Ex 2
35
21-
22/"
6 Vgl. z. B. Gen 2220_24
Num 32laßjj 2aj30C 4—5*
-22a 10 27—30
8 Gen 9,
J13—14 17-
25i
6
-20a
36
10—14 20—28-
21 22aß 23—27
26—33
20apb
ferner Gen 26
39 41
31
42
48 51—53a-
vgl. Gen 34
20—27
9 Die Ahnen sind aus der Fremde eingewandert, so Abraham aus dem
Lande der „Söhne des Ostens“ Gen 29x, die Söhne Israels aus Ägypten. Ähn-
lich erzählten die Phöniker von der Einwanderung der Vorfahren aus Baby-
lonien (s. ob.).