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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0066
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66 G. Hölscher: Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung
falls geschichtliche Tradition ist die von Mose, dem Priester von
Kadesch, der wasserreichen Oase im nördlichen Teil der Sinai-
halbinsel. Der große Quell von Kadesch, den die Sage mit Mose
verknüpft, hieß „das Wasser von Meriba“ („Streitwasser“) bzw.
„Meriba“* 1 oder „die Quelle des Gerichtes“2, auch Meriba und
Massa („Probe“)3. Daß Kadesch der ursprüngliche Sitz des Stam-
mes Levi gewesen ist, wird zwar nirgends ausdrücklich bezeugt,
ergibt sich aber aus allgemeinen Erwägungen über die Stammes-
gebiete4 und aus der Verbindung mit dem Leviten Mose, dem ein-
zigen Leviten, den wir aus der Geschichte kennen5. Mose gilt als
Ahn der levitischen Priester6; daher bringt die Sage den Ursprung
des heiligen Quells von Kadesch mit ihm in Verbindung7, ebenso
wie auch den Brauch der Beschneidung8. Mose ist jedenfalls eine
historische Gestalt. Sein Name legt nahe, daß er von Herkunft
Ägypter war9. Näheres ist nicht auszumachen. Die Sage macht
ihn zum Adoptivsohn der ägyptischen Prinzessin und erzählt von
ihm das Wandermärchen von der Verfolgung und Aussetzung des
neugeborenen Königskindes.

Wüstentradition ist in die Auszugsgeschichte das Motiv von der Tötung der
Erstgeburt als ein Reflex des nomadischen Pesachopfers hineingekommen,
vielleicht auch das Motiv des Festes in der Wüste, das den Vorwand für den
Auszug abgibt (Ex 53).
1 Num 2013 2714 Dt 3251 Ez 4719 4828.
2 Gen 147.
3 Ex 177 Dt 338.
4 Daß Levi einmal ein selbständiger Stamm gewesen ist, setzt Gen 49-
3 425 30 voraus, aber von einem Stammgebiet Levis in Palästina weiß J nichts,
vgl. Jud 1. Die Zusammenstellung Levis mit Simeon weist in die Wüste süd-
lich des simeonitischen Gebietes.
5 Daß Mose Levit ist, bezeugt Ex 21 und die Ableitung der Leviten-
geschlechter von ihm: GerschomEx 222 Jud 1830, Muschi Ex 619 Num 320, auch
Moses enge Verbindung mit den Leviten Ex 3 225 _29.
6 Ex 222 Jud 1830 Dt 338ff.
7 Ex 177.
8 Ex 424__26. Dagegen ist das Losorakel der Urim und Tummim, welches
Dt 33gf. den levitischen Priestern zugesprochen wird, schwerlich von Haus aus
levitisch. Es begegnet 1. Sam 1441 LXX (vgl. 1. Sam 286) in Verbindung mit
dem Efod (vgl. 1. Sam 1418 LXX), welches dem Priestertum von Nob an-
gehört 1. Sam 2218 und welches mit Ebjatar zu David kommt 1. Sam 239
307. Beide sind kanaanäischer Herkunft, vgl. dazu H. Thiersch, Ependytes
und Ephod, Gottesbild und Priesterkleid im alten Vorderasien, 1936.
9 Auch die Sitte der Beschneidung mag auf Beziehungen zu Ägypten
weisen.
 
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