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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0069
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Stoff und Gestaltung

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gebürt, in der sich das Motiv des Pesachopfers widerspiegelt, das
Jammern des Volkes in der Wüste und zuletzt die erhabene Gottes-
erscheinung auf dem Sinai1.
Was über den Zug vom Sinai bis ins Ost jordanland erzählt
wird, hängt mit der ursprünglichen Mosegeschichte nicht mehr zu-
sammen, bringt aber den eigentlichen Abschluß der Auszugs-
geschichte, die Wanderung nach Kanaan (vgl. Ex 3s). In Ermang-
lung wirklicher Überlieferung bringt J hier allerlei einzelne Stammes-
und Ortssagen. Der Keniter Chobab begleitet die Israeliten auf
ihrem Wege um das Tote Meer, um sich dann im äußersten Süden
des Landes, d. h. in seinem ursprünglichen Stammesgebiete in der
Nähe ‘Amaleks niederzulassen Jud lie lxx. Die Kundschafter-
geschichte arbeitet mit lokalen Sagenmotiven aus Hebron. Die
farblose Erzählung von der Schlacht mit den Kanaanitern im Süd-
lande spielt mit dem ätiologischen Motiv von Chorma „Bann“. Die
Bileamsage handelt von einem ursprünglich edomitischen Weisen2
vielleicht historischen Hintergrundes. Die Schittimsage knüpft an
den moabitischen Kultus des Ortes an. Die Angaben über die
Niederlassung der Stämme Gad und Rüben und der drei Manasse-
söhne im Ost jordanlande gehen von den Siedlungsverhältnissen der
Königszeit aus. Mose selber wird auf dem Zuge ins Ostjordanland
eigentlich nur mitgeführt, um auf dem Nebo im Anblick des Landes
zu sterben; ursprüngliche Mosetradition liegt hier nirgends mehr
vor. Das Interesse des Historikers geht darauf aus zu motivieren,
warum Israel, statt sofort von Süden in Kanaan einzurücken, den
weiten Umweg um das Tote Meer macht. Dem dient vor allem
die Kundschaftergeschichte und der Kanaaniterkampf im Südland,
während die Sage von dem vereitelten Fluche Bileams verständ-
lich macht, wie Israel das Moabiterland unbehindert durchziehen
konnte, ohne es zu erobern. Eine Rücksicht auf die wirklichen
historischen Möglichkeiten ist hier durchweg außer acht gelassen.
Auch der nun folgenden Darstellung vom Übergang ins West-
jordanland liegen nur einzelne Ortssagen zugrunde. Es handelt sich
um lauter benjaminitische Orte: Gilgal, Jericho, ha-‘Ai und Gib‘on.
Die Notiz von der Aufstellung der über den Jordan herübergebrach-
ten Steine im Gilgal ist ätiologischer Art. Die Sage von der Er-
oberung Jerichos knüpft an ein kanaanäisches Geschlecht Rachab
1 In den 70 Ältesten reflektiert sich vielleicht eine Institution der Königs-
zeit (S. Mowinckel).
2 Gen 3631.
 
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