84 G. Hölscher: Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschieibung
dischen Keniterstammes, welcher bei J zum Sohn des Urmenschen
wird Gen 4i 17ff. Wie israelitische Traditionen übernommen, aber
von judäischem Standpunkte aus gesehen werden, so werden Jakob,
dem Stammvater Israels, die judäischen Gestalten Abraham und
sein Sohn Isaak übergeordnet. Die wenig günstig gezeichnete Figur
Jakobs wird überschattet durch Abraham, den frommen und edel-
mütigen; ja selbst Esau hat gegen Jakob die Sympathie des Lesers.
Die Vorgeschichte des Volkes in der Wüste baut sich ganz auf den
Überlieferungen der Südstämme auf. Dagegen ist von spezifisch
levitisch-priesterlichem Einfluß auf die Geschichtsdarstellung des .1
nichts zu bemerken. Moses priesterlicher Charakter kommt nur bei-
läufig zum Ausdruck durch die Erwähnung Gerschoms, des Ahnen
der levitischen Priester, Ex 222 im übrigen ist Mose der gott-
gesandte Führer und Befreier des Volkes aus der Knechtschaft.
Die Abfassung des jahvistischen Werkes ist also vermutlich
um 800 anzusetzen. Es ist die Zeit eines letzten Aufschwungs der
judäischen Königsmacht, als Amasja die Edomiter, die sich um die
Mitte des Jahrhunderts von der Oberherrschaft Judas befreit hatten
2. Reg 820-22, von neuem unterwarf und ihre Hauptstadt ha-Sela‘
(7) TcsTpoc) besetzte 2. Reg 14?, als bald darauf sein Sohn ‘Azaria
auch den Hafen Elat am Roten Meer wiedergewann 2. Reg 1422.
In dieselbe Zeit fällt die Wiedereroberung des Ostjordanlandes
durch Jerobeam II. von Israel, die eine nationale Begeisterung im
Nordreiche weckte Am 613. Die gleiche Stimmung wird damals
in Juda geherrscht haben. Die Sagendarstellung bei J setzt die
Herrschaft über Edom (Esau) voraus.
Tiefer in das 8. Jahrhundert die Abfassung des J hinunter-
zurücken, verbietet sich, weil von der assyrischen Gefahr bei ihm
noch nichts zu spüren ist. Auch von der Polemik eines Amos oder
IJosea ist noch nichts bei ihm zu bemerken1 2.
1 Von rekabitischer Tendenz ist bei J nirgends etwas zu spüren, aucli
nicht in der Noahgeschichte Gen 920 _27.
2 Andererseits ist freilich auch eine literarische Bekanntschaft des Ainos
(Am 4n vgl. Gen 1929) oder des Hosea (Hos 124 vgl. Gen 2 5 25f. 3225b 26a 27_29)
mit dem Werke des J nicht erweislich. Vielmehr scheint die in Hos 124 vor-
ausgesetzte Tradition der Geburtsgeschichte Jakobs und Esaus gröber zu sein
als Gen 2525f., und die Darstellung von Jakobs Kampf am Jabbok redet noch
unverblümt von einem Kampf mit dem Gott, stimmt also mit Gen 32 nicht
völlig überein.
dischen Keniterstammes, welcher bei J zum Sohn des Urmenschen
wird Gen 4i 17ff. Wie israelitische Traditionen übernommen, aber
von judäischem Standpunkte aus gesehen werden, so werden Jakob,
dem Stammvater Israels, die judäischen Gestalten Abraham und
sein Sohn Isaak übergeordnet. Die wenig günstig gezeichnete Figur
Jakobs wird überschattet durch Abraham, den frommen und edel-
mütigen; ja selbst Esau hat gegen Jakob die Sympathie des Lesers.
Die Vorgeschichte des Volkes in der Wüste baut sich ganz auf den
Überlieferungen der Südstämme auf. Dagegen ist von spezifisch
levitisch-priesterlichem Einfluß auf die Geschichtsdarstellung des .1
nichts zu bemerken. Moses priesterlicher Charakter kommt nur bei-
läufig zum Ausdruck durch die Erwähnung Gerschoms, des Ahnen
der levitischen Priester, Ex 222 im übrigen ist Mose der gott-
gesandte Führer und Befreier des Volkes aus der Knechtschaft.
Die Abfassung des jahvistischen Werkes ist also vermutlich
um 800 anzusetzen. Es ist die Zeit eines letzten Aufschwungs der
judäischen Königsmacht, als Amasja die Edomiter, die sich um die
Mitte des Jahrhunderts von der Oberherrschaft Judas befreit hatten
2. Reg 820-22, von neuem unterwarf und ihre Hauptstadt ha-Sela‘
(7) TcsTpoc) besetzte 2. Reg 14?, als bald darauf sein Sohn ‘Azaria
auch den Hafen Elat am Roten Meer wiedergewann 2. Reg 1422.
In dieselbe Zeit fällt die Wiedereroberung des Ostjordanlandes
durch Jerobeam II. von Israel, die eine nationale Begeisterung im
Nordreiche weckte Am 613. Die gleiche Stimmung wird damals
in Juda geherrscht haben. Die Sagendarstellung bei J setzt die
Herrschaft über Edom (Esau) voraus.
Tiefer in das 8. Jahrhundert die Abfassung des J hinunter-
zurücken, verbietet sich, weil von der assyrischen Gefahr bei ihm
noch nichts zu spüren ist. Auch von der Polemik eines Amos oder
IJosea ist noch nichts bei ihm zu bemerken1 2.
1 Von rekabitischer Tendenz ist bei J nirgends etwas zu spüren, aucli
nicht in der Noahgeschichte Gen 920 _27.
2 Andererseits ist freilich auch eine literarische Bekanntschaft des Ainos
(Am 4n vgl. Gen 1929) oder des Hosea (Hos 124 vgl. Gen 2 5 25f. 3225b 26a 27_29)
mit dem Werke des J nicht erweislich. Vielmehr scheint die in Hos 124 vor-
ausgesetzte Tradition der Geburtsgeschichte Jakobs und Esaus gröber zu sein
als Gen 2525f., und die Darstellung von Jakobs Kampf am Jabbok redet noch
unverblümt von einem Kampf mit dem Gott, stimmt also mit Gen 32 nicht
völlig überein.