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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0096
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96 G. Hölscher: Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung
scliaft, um es in „das Land, wo Milch und Honig fließt“,1 zu führen.
Im Ost- und Westjordanlande nimmt jeder Stamm sein „Los“
(Jud 13) in Besitz, zuerst die Südstämme unter Judas Führung,
dann die Nordstämme unter der Führung des Hauses Josefs. Die
Grenzen des Landes werden dabei ideell auch auf die philistäische
und einen Teil der phönikischen Küste ausgedehnt2. Die endgültige
Erfüllung der Verheißung an die Väter geschieht durch das König-
tum. In der Verherrlichung des Königtums gipfelt die Darstellung
des Verfassers. Die Zeit vor dem Königtum war eine Zeit der Un-
ordnung und Rechtlosigkeit; „in jenen Tagen war kein König in
Israel, ein jeder tat, was ihn gut dünkte“3. Die Illustration dazu
gibt der Raub der Daniten und die Schandtat in Gib‘a, im Grunde
auch schon das grausame Verfahren Gideons gegen Penu’el und
Sukkot Jud 84-17 oder Abimeleks gegen Sichern Jud 9, Jiftachs
blutiger Streit mit den Efraimiten Jud 111-6 oder das feige Ver-
halten der Judäer gegen Simson Jud 15n-i3. Erst die Befreiung
von der Philisterherrschaft, begonnen durch Simson Jud 135, voll-
endet durch Saul und David, macht dem ein Ende.
Das Königtum, welches J verherrlicht, ist das Davids und
seines Hauses. Die Gib‘ageschichte Jud 19—21 ist ein bitterer
Angriff gegen Sauls Heimat und Stamm. Wie Saul gegen David
in den Schatten tritt, ist gezeigt worden. Selbst Sauls Befreiungs-
tat wird von Anfang an verdunkelt durch seine Unbedachtsamkeit,
gegen die das Volk selbst Partei nimmt 1. Sam 1445. Daß er vom
„Geiste Jahves“ erfüllt war, wird durch ein spöttisches Sprichwort
karikiert 1. Sam 1012: „Ist Saul auch unter den Propheten?“ Saul
hat verspielt, sobald David auftritt. Vom Geiste Jahves verlassen
1. Sam I614 28iö, tut er nur Fehlgriffe bis zum unseligen Ende
in der Schlacht. David ist für das Volk der Retter von den Fein-
den 2. Sam 19io; Jahve ist mit ihm 1. Sam 16i8 I828 usw.; er
fügt alles zu seinen Gunsten, rächt ihn an seinen Feinden, und
selbst der Ehebruch mit Batscheba‘ geht am Ende glimpflich aus
durch die Geburt Salomos 2. Sam 1224t. Von allen Mordtaten wird
David gereinigt; daß er an Abners Tode unschuldig gewesen sei,
1 Ex 37 (33,) Num 1327 1 48 Dt 34,.
2 Tatsächlich konnten die Israeliten anfangs nicht das ganze Land er-
obern, da die Kanaaniter ihnen militärisch überlegen waren; die kanaaniti-
schen Städte des Binnenlandes haben sie erst später erobert Jud 128 30 33 35;
die Philisterküste Jud 119 und die Küste Phönikiens Jud 131 haben sie nie
besessen.
3 Jud 176 (18, 19,) 2125.
 
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