Metadaten

Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0106
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
106 G. Hölscher: Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung

Ahnen sprechen, ihnen „begegnen“ Ex 53, „erscheinen“ Gen 12?
267, vermeidet aber ein leibhaftes Auftreten Jahves1, sondern setzt
in solchen Fällen den „Boten Jahves“ an die Stelle des Gottes2.
Jahve hält das Leben des Menschen in seiner Hand 1. Sam
2529. Nur die Gottheit hat unsterbliches Leben Gen 322 (vgl. 61-4).
Sie hat dem Urmenschen verwehrt, vom Baume des Lebens zu
essen; sie duldet keine Vermischung von Göttlichem und Mensch-
lichem. Der Mensch ist Staub Gen 319. „Sterben müssen wir und
sind wie Wasser, das auf die Erde gegossen und nicht wieder auf-
gesammelt wird“ 2. Sam 14i4. Wer stirbt, fährt für immer zur
Unterwelt Gen 3735 4429 31. Wozu um einen Toten fasten und
weinen? meint Davide als sein Kind gestorben ist. „Kann ich es
wieder zurückholen ? ich gehe zu ihm, aber es kommt nicht wieder
zu mir“ 2. Sam 1223.
Schon hier, in dieser Ablehnung der üblichen Totenriten verrät
sich ein gewisser kritischer Zug bei J. Ebenso verurteilt er die
Beschwörung der Toten 1. Sam 289, die im Munde des Weibes von
‘Endor „Götter“ heißen 1. Sam 28i3. Magische Handlungen spielen
keine Bolle bei J3; die Wunder, die Mose zur Beglaubigung seiner
Sendung ausführen soll, geschehen durch ausdrückliche Bemächti-
gung Jahves Ex 4iff. Sonst gibt es bei J keine von Menschen aus-
geführten Wunder. Jahve ist es, der die Wunder in Ägypten und
beim Auszuge vollführt. Er wirkt durch die Kräfte der Natur4,
und nirgends zeigen seine Wundertaten zauberhafte Art.
Das erweist sich auch in der Stellung des J zum Kultus. Die
lokalen Kultstätten außerhalb Jerusalems erkennt er an5, aber

1 Vgl. S. 39 und S. 105, Anm. 2.
2 Gen 167 Ex 32 Num 2 2 22ff. Jud 24 5 6n 136, vgl. Gen 2 4 7 40 1. Sam 299
2. Sam 1417 1928; auch „den Fürsten des Heeres Jahves“ Jos 513f.
3 Der ägyptische Hausmeister Josefs spricht von dem silbernen Becher
Josefs, aus dem dieser zu trinken und zu wahrsagen pflegt Gen 445; das
gehört zum ägyptischen Kolorit der Joseferzählung.
4 Ex 1013 19 1421. Auch die Quelle zu Meriba scheint bei J Ex 176 nicht
durch den Wunderstab Moses, sondern durch Jahve selbst hervorgerufen zu
werden.
5 Sichern Gen 127, Betel Gen 128 1. Sam 103, Mamre Gen 1318, ‘Ofra
Jud 624, Rama 1. Sam 912, Gib‘on 1. Reg 34, Sor‘a Jud 1319, Schilo Jud 1831
2119ff. 1. Sam 44, Hebron 2. Sam 157, Nob 1. Sam 22llff„ Gilgal Jos 43 8 Jud
U 5, der Ölberg 2. Sam 1532; auch die Bezeichnung bämä „Höhe“ gebraucht
J unbedenklich 1. Sam 912 1. Reg 34.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften