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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0107
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Geschichte und Idee

107

Äscheren und Masseben erwähnt er nicht1; nur Altäre2 nennt er
und Opfer3. Letztere sind öffentliche Sitte und schuldige Pflicht
gegen den Gott, der sie verlangt. Durch freiwilliges Gelübde eines
Opfers gewinnt man die Gunst des Gottes und sichert sich die
Erfüllung eines Wunsches4. Dagegen ist vom Gebet beim Opfer
bei J nirgends die Rede, ein Zeichen, daß es höchstens als beglei-
tendes Moment eine Rolle spielt. Als selbständige Handlung ist das
Gebet in erster Linie Sache des Gottesmannes, der die Gabe der
Fürbitte hat5, während das unabhängige Gebet des einzelnen sonst
kaum erwähnt wird6 *. In Verlegenheit und Not wendet man sich
um Rat an die Gottheit und sie gibt, wenn sie geneigt ist, Antwort
durch Träume, durch das Orakel der Urim und Tummim oder durch
Propheten 1. Sam 286 15; aber sie kann auch schweigen 1. Sam
1437 41 286. Traumoffenbarungen gibt der Gottesmann oder Seher,
zu dem Jahve bei Nacht spricht 1. Sam 96u.; durch Urim und
Tummim gibt der Priester, der den Efod trägt, Bescheid 1. Sam
14i8 41 lxx; Propheten reden, durch Musik inspiriert, wenn der
Geist Jahves über sie kommt 1. Sam IO5ff. Aber das Propheten-
tum steht bei J nicht in Ansehen; ,,Wie kommt Saul unter die
Propheten?“ bedeutet: wie kommt ein vornehmer Jüngling in
solche Gesellschaft ? Nur beiläufig erwähnt J einen Schwarm von
Propheten, die mit Harfen, Pauken, Flöten und Leiern von der
Höhe zu Gib‘a herunterstürmen; in Juda ist dies Prophetentum
1 Die zwölf Steine im Gilgal Jos 43 8 erscheinen nur als Denkmäler der
Erinnerung an den Jordanübergang der zwölf Stämme. Ebenso der Stein-
haufe Gen 3146_48 51_53a.
2 Gen 127f. 1318 Jud 624 1. Sam 1433 35 2. Sam 2 425.
3 Schlachtopfer mit Opfermahl Ex 53 24n 1. Sam 912 1 03 1 433f. Jud 25
1. Reg 34 vgl. 2. Sam 157f.; Brandopfer Jud 1316, vgl. 619ff.; Brot und Wein
1. Sam 103; ungesäuerte Kuchen Jud 619f.
4 2. Sam 157f. vgl. Num 211__3.
5 So bei Mose Ex 84 24_26 928 10i7f-> 8s 933- Beten heißt ‘ätar Gen 25äl
2. Sam 2114 2 425; der Ausdruck hat ursprünglich kultische Bedeutung, vgl.
arab. ‘atara „opfern“, Wellhausen, Reste arabischen Heidentums, 18972,
S. 118 ff.
6 Bei David heißt es 2. Sam 1216ff„ daß er Jahve (offenbar bei der Lade)
aufsucht und fastet und weint; auch das Sündenbekenntnis Davids 2. Sam
2417 ist kein Gebet. Nur in der Sage Gen 2 426 48 wird einmal erzählt, wie der
Knecht Abrahams auf seiner Reise Jahve um ein Vorzeichen bittet, wie Ma-
noach Jahve um Wiederkehr des Gottesmannes bittet Jud 138, oder wie Sim-
son, von Durst gequält, zu Jahve um Wasser schreit und dieser eine Quelle
hervorsprudeln läßt Jud 1518 und wie er in höchster Not um Erneuerung
seiner Körperkraft bittet Jud 1628.
 
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