Metadaten

Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0112
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
112 G. Hölscher: Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung

Philistern und Sidoniern bewohnten Küste1. Der Vater der Ver-
heißung aber ist Abraham; er soll ein großes Volk werden, gesegnet
und ruhmvoll Gen 122-3, und seine Nachkommen sollen das Land
besitzen, in dem schon er die Altäre zu Sichern, Betel und Mamre
baut Gen 127f. 13is. Rebbeka wird als Braut von den Ihrigen ent-
lassen mit dem Segen, ,,daß sie zu Zehntausenden werde und ihr
Same das Tor seiner Feinde besitze“ Gen 2460, und vor der Geburt
ihrer Söhne empfängt sie den feierlichen Spruch Jahves:
Zwei Völker sind in deinem Leibe,
zwei Stämme scheiden sich aus deinem Schoße;
Ein Stamm wird den andern bezwingen,
der ältere dem jüngeren dienen. Gen 2523
Isaak aber segnet Jakob:
Dienen sollen dir Völker,
und Stämme vor dir sich beugen;
Wer dir flucht, sei verflucht,
und wer dich segnet, gesegnet. Gen 2729
Was hier als Leitmotiv durch die Sage geht, klingt noch einmal
wieder, als Jahve den sterbenden Mose vom Nebo aus das ver-
heißene Land schauen läßt: ,,Und Jahve zeigte ihm das ganze Land,
das Gihad bis Dan und das ganze Naftali, das ganze Land Efraim
und Manasse und das ganze Land Juda bis zum westlichen Meere,
das Südland und den Gau, die Ebene der Palmenstadt Jericho bis
hin nach So‘ar. Und er sprach zu ihm: dies ist das Land, das ich
Abraham, Isaak und Jakob geschworen habe, als ich sprach: Dei-
nem Samen will ich es geben. Du hast es mit Augen gesehen, sollst
aber selber nicht hineinkommen“ Dt 34i-4. Die Szene ist wie ein
symbolhaftes Bild dessen, wie J und nach ihm die ganze Folge-
zeit die Geschichte gesehen haben.
Geschichte heißt, die Vergangenheit eines Volkes von der
Gegenwart aus deuten.
Für den naturwüchsigen Menschen gibt es keine Vergangen-
heit; er lebt in dem, was der Zufall des Augenblicks ihm zuführt,
1 Vgl. Jud 119: „Und Jahve war mit Juda, und er nahm das Gebirge
in Besitz; denn sie konnten (nach 2 MSS) die Bewohner der Ebene nicht ver-
treiben, weil sie eiserne Wagen hatten“; und Jud 131: „Ascher vertrieb nicht
die Bewohner von ‘Akko und die Bewohner von Sidon und Machalab (vgl.
Jos 1929) und Akzib und Chelba(?) und Afek und Rechob“.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften