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Kolbe, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 1. Abhandlung): Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42031#0018
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Walther Kolbe:

antritt Antiochos’ III. von Syrien ein schnelles Ende. Der neue
König betraute alsbald den tüchtigen Achaios mit der Wahrneh-
mung der syrischen Interessen in Kleinasien, und nicht lange da-
nach wandelte sich die Lage — των πραγμάτων αύτω παραδόξους εύ-
,ροούντων sagt Polyb. IV 48η—blitzartig zu Gunsten Syriens. Hatte
Attalos über die Feldherren des dritten Seleukos Sieg auf Sieg er-
fochten und seineHerrschaft bis zumTauros ausdehnen können, so sah
er sich nunmehr genötigt, seine Eroberungen preiszugeben. 220 ist er
bereits auf die Stammlande beschränkt, und der Rückschlag ist so
nachhaltig, daß er eine Belagerung der eigenen Hauptstadt über
sich ergehen lassen muß. Es leuchtet ein, daß in solchen Zeitläuften
die Begründung eines Kultes der sieghaften Göttin nicht glaubhaft
ist. Sie muß demnach später als 220 angesetzt werden.
Wer diesen Überlegungen die durchschlagende Beweiskraft ver-
sagt, den wird die epigraphische Betrachtung überzeugen. Es gilt
als ausgemachte Tatsache, daß die Weihungen an die Nikophoros
sehr bald nach der Errichtung der großen Siegesdenkmäler Nr. 21 ff.
in Pergamon üblich geworden seien. Statt vieler Namen führe ich
den unseres Altmeisters Dittenberger an, der 1898 in der Syll.2
286 A. 7 bemerkt: ,,sed brevi post (d. i. kurz nach Errichtung des
großen Siegesdenkmals der 20 er Jahre) propter easdem victorias
Nicephorion feriae institutae deaeque id cognomen tributum est,
quod inde ab eo tempore Pergami fere constanter gerit.“ Hier liegt
ein offenbarer Irrtum vor, der, nachdem er sich einmal eingeschli-
chen hat, immer wieder weitergegeben wird1. In Wahrheit gehört
die erste Weihung an Athena Nikephoros, die wir besitzen, nach
Holleaux’ zweifellos richtiger Ergänzung von I.v. Perg. 52 (Etudes
d’epigr. II 43 ff.) erst ins Jahr 201 —:
[ΒασΑεύς] Ά.τ[ταλος]
[Διί] κα[ί Άθηνάι] Νικ[ηφόρωι]
[ά]πό τ[ής προς Φίλιππον]
καί Μακεδ[όνας περί Χίον]
ναυ[μαχίας]
Gewiß könnte es ein blindes Spiel des Zufalls sein, daß uns aus der
Zeit nach 220 keine Weihungen erhalten sind. Allein dieser Ausweg
ist versperrt. Denn das Siegesdenkmal für Ägina, das frühestens
210 errichtet sein kann, zeigt noch die ältere Form: βασιλεύς ’Άτταλος
1 So zuletzt Ohlemutz, Die Kulte und Heiligümer von Pergamon,
1940, 34.
 
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