Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung 19
2.
Nach Entscheidung der Vorfrage wenden wir uns nunmehr zu
dem Problem, das wir uns oben stellten (S. 6). Da wir inzwischen
gesehen haben, daß es eine Umwandlung der Soterien nicht gegeben
hat, könnten wir die Frage ablehnen, ob die Dekrete von Athen* 1,
Chios2, Tenos3, einer Kyklade4 und Smyrna5 sämtlich die Antwort
auf die erste Einladung nach der Umwandlung sind. Das würde
aber als ein Ausweichen vor einer klaren Entscheidung ausgelegt
werden können. Wir sehen uns daher vor der Notwendigkeit, unser
bisheriges Ergebnis einer Prüfung zu unterwerfen. Dabei wollen
wir unserem Problem die Fassung geben, gehören die Soterien -
dekrete sämtlich der gleichen Zeit an.
Das war die Ansicht des ersten Herausgebers H. Pomtow in der
Klio 1914, 275 gewesen. Ebenso urteilte 1929 E. Bourguet in den
FdD. III 1,480, nur mit dem Unterschied, daß er an dem Glauben
Pomtows, sie seien alsbald nach dem Keltensturm ergangen, irre
geworden war, ohne zu einem festen Ergebnis zu kommen. Bei
M. Segre Historia 1931, 255 und L. Bobert Bev. d. et. anc. 1936,
10 wird die Gleichzeitigkeit mit dogmatischer Sicherheit vorgetra-
gen, aber die Urkunden werden jetzt in die Regierung Seleukos’ II.
gesetzt. Aus der Anerkennung der Soterien als solcher ist die Ant-
wort auf die erste Einladung 'nach der Festumwandlung durch die
Ätoler’ geworden. Wir wollen die Erörterung zunächst auf die bei-
den Dekrete beschränken, bei denen selbst W. S. Ferguson, obwohl
er grundsätzlich die These von L. Robert anzweifelt, die Gleich-
zeitigkeit zugegeben hat (Tribal Gycles 129), auf die von Athen und
Chios. Im Athenischen Dekret ist der Name des ätolischen Strate-
gen genannt, Charixenos. Pomtow hatte kein Bedenken getragen,
den gleichen Namen auch im Beschluß der Chier wo nur[-ξ]ενος
erhalten ist, einzusetzen, und er war der Überzeugung gewesen, daß
dadurch die Gleichzeitigkeit gegeben sei. Allein, selbst wenn wdr den
Fall setzen, daß die Ergänzung zu Recht besteht, ist damit noch
nicht erwiesen, daß es sich in beiden Fällen um das gleiche Jahr han-
auch von W. S. Ferguson im Am. Journ. Phil. 1934, 325: ,,let us concede,
that they (die Gründe Roussels) are non-probative.“
1 IG. II2, 680.
2 FdD. III 1, 480, (Syll. 402); vgl. IG. IX 1, 194b.
3 FdD. 481.
4 Ebd. 482, IG. XII s., 709.
5 Ebd. 483.
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2.
Nach Entscheidung der Vorfrage wenden wir uns nunmehr zu
dem Problem, das wir uns oben stellten (S. 6). Da wir inzwischen
gesehen haben, daß es eine Umwandlung der Soterien nicht gegeben
hat, könnten wir die Frage ablehnen, ob die Dekrete von Athen* 1,
Chios2, Tenos3, einer Kyklade4 und Smyrna5 sämtlich die Antwort
auf die erste Einladung nach der Umwandlung sind. Das würde
aber als ein Ausweichen vor einer klaren Entscheidung ausgelegt
werden können. Wir sehen uns daher vor der Notwendigkeit, unser
bisheriges Ergebnis einer Prüfung zu unterwerfen. Dabei wollen
wir unserem Problem die Fassung geben, gehören die Soterien -
dekrete sämtlich der gleichen Zeit an.
Das war die Ansicht des ersten Herausgebers H. Pomtow in der
Klio 1914, 275 gewesen. Ebenso urteilte 1929 E. Bourguet in den
FdD. III 1,480, nur mit dem Unterschied, daß er an dem Glauben
Pomtows, sie seien alsbald nach dem Keltensturm ergangen, irre
geworden war, ohne zu einem festen Ergebnis zu kommen. Bei
M. Segre Historia 1931, 255 und L. Bobert Bev. d. et. anc. 1936,
10 wird die Gleichzeitigkeit mit dogmatischer Sicherheit vorgetra-
gen, aber die Urkunden werden jetzt in die Regierung Seleukos’ II.
gesetzt. Aus der Anerkennung der Soterien als solcher ist die Ant-
wort auf die erste Einladung 'nach der Festumwandlung durch die
Ätoler’ geworden. Wir wollen die Erörterung zunächst auf die bei-
den Dekrete beschränken, bei denen selbst W. S. Ferguson, obwohl
er grundsätzlich die These von L. Robert anzweifelt, die Gleich-
zeitigkeit zugegeben hat (Tribal Gycles 129), auf die von Athen und
Chios. Im Athenischen Dekret ist der Name des ätolischen Strate-
gen genannt, Charixenos. Pomtow hatte kein Bedenken getragen,
den gleichen Namen auch im Beschluß der Chier wo nur[-ξ]ενος
erhalten ist, einzusetzen, und er war der Überzeugung gewesen, daß
dadurch die Gleichzeitigkeit gegeben sei. Allein, selbst wenn wdr den
Fall setzen, daß die Ergänzung zu Recht besteht, ist damit noch
nicht erwiesen, daß es sich in beiden Fällen um das gleiche Jahr han-
auch von W. S. Ferguson im Am. Journ. Phil. 1934, 325: ,,let us concede,
that they (die Gründe Roussels) are non-probative.“
1 IG. II2, 680.
2 FdD. III 1, 480, (Syll. 402); vgl. IG. IX 1, 194b.
3 FdD. 481.
4 Ebd. 482, IG. XII s., 709.
5 Ebd. 483.
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