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Kolbe, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 1. Abhandlung): Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42031#0052
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Walther Kolbe:

άρχοντας ετι δύο μήνας zu bieten scheint, versagt, da die Hinzufü-
gung der Monatsangabe auf das Schuldkonto des Interpolators zu
setzen ist (Thukydides i. Lichte der Urkunden 17f.). In den In-
schriften ist Dinsmoors Ergänzung schlechthin ohne eine Parallele.
Die Griechen sagen in solchen Fällen άρχοντος το δεύτερον, was
leider auch Johannes Kirchner im Gnomon 1932, 450 nicht genü-
gend beachtet hat. Die Lage Dinsmoors ist durch dieAuffindung einer
dritten Urkunde des Olympiodoros Hesperia 1938 n. 17 nicht gebes-
sert. Sie stammt vom gleichen Tage wie II2 389 und 649. Voraus-
gesetzt, daß Dinsmoor mit der Ergänzung [έτος] das Richtige trifft,
muß dieser Zusatz in allen drei Fällen erwartet werden. Allein im
Gegensatz zu 389 deuten die beiden anderen Texte mit keinem
Worte an, daß sie einem zweiten Archontat Olympiodors angehören.
Daraus kann nur die Folgerung gezogen werden, daß dieses aus der
Geschichte zu streichen ist. Wenn in einem Fall zu dem Namen
ein δεύτε[ρος] hinzugefügt wird, so erweist sich dieser Zusatz durch
die Parallelen als chronologisch unwesentlich, so' daß er ohne Scha-
den für die Sache fortgelassen werden konnte. Das ist der Fall,
wenn wir άρχοντος δευτέ[ρου] lesen, wobei an Νικίας ύστερος in IG.
II2 644 zu erinnern ist. Daß beide Begriffe in hellenistischer Zeit
gleichwertig verwandt wurden, zeigt die Zusammenstellung, die
Kirchner in den Sitz. Ber. Berlin 1910, 982f. von Daten mit einem
zweiten Monat gleichen Namens gegeben hat. Ein weiterer Beweis
für die Unrichtigkeit der DiNSMOOR’schen Ergänzung ist die Tat-
sache, daß in den Olympiodorostexten ein zweiter Anagraplieus
nicht vor kommt. Freilich ist von ihm der Versuch gemacht wor-
den, auch in diesem Falle seiner These durch eine Ergänzung zum
Siege zu verhelfen, indem er in LG. II2 378 las: [επί Όλυμπιοδοιρου
άρχοντος, ά]ναγραφέως Θρασ[υκλέους του Ναυσικοάτους Θρι]ασίου. Er
hatte dabei dem Präskript eine unmögliche Form gegeben, so
daß nicht nur Kirchner Gnomon a. a. 0. 451 und Ferguson Am.
J. Phil. a.a. 0. 334 sie ablehnten, sondern auch Meritt Hesperia
1938, 99. Allein letzterer ist seinem Landsmann in der Sache bei-
gesprungen, indem er vorschlägt unter Berufung auf Hesp. 1935
n. 40 zu lesen: [άρχων Όλυμπιόδωρος επ’ ά]ναγραφέως Θρας[— — Φυλ]
ασίου.1 Vg . hierzu die Abbildung. Wir würden damit einen weiteren
Anagrapheus Thras— erhalten, womit in der Tat die Möglichkeit
eines zweiten Archontates von Olympiodor wieder auftauchen würde.

1 Um den Raum von 33 Zeichen nicht zu überschreiten, liest er έπ’ άνα-
γραφέως, obwohl in den Inschriften dieser Zeit bei επί die Elision nicht üblich ist.
 
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