Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung 65
Denn mit Hieron 274/3, Diomedon 273/2, Eubulos 272/1 ist die
Lücke vor Pytharatos 271/0 gefüllt. Da in der ätolischen Strategen-
liste nach Klaffenbach die Jahre 278/7 bis 274/3 frei sind, ent-
steht von dieser Seite keine Schwierigkeit, und ebenso steht es mit
dem delphischen Archon Kraton.
Von der Forderung der Frühdatierung könnte nur in dem einen
Fall abgesehen werden, daß sich der von Roussel erhobene Ein-
wand, die Ätoler seien ursprünglich nicht als die Träger des Sieges
von 279 angesehen worden, bewahrheiten sollte, a.a.O. 1924, 108:
'on ne songeait pas encore a voir en eux les champions par excellence
du dieu de Delphes.’ Mit dieser Ansicht habe ich mich im Hermes
1933, 449ff. auseinandergesetzt. Ohne die einzelnen Zeugnisse
erneut aufzuführen, darf daran erinnert werden, daß die Ätoler die-
sen Sieg wie keinen vorher und keinen nachher durch Siegesdenk-
mäler in Delphi und Thermon gefeiert haben. Sie waren sich offen-
bar bewußt, daß sie sich durch ihren tapferen Einsatz ein Verdienst
um alle Hellenen erworben hatten. An Zustimmung der Zeitgenos-
sen hat es ihnen nicht gefehlt. Von der Priesterschaft des delphi-
schen Heiligtums erhielten sie die Erlaubnis, die im Keltenkrieg
erbeuteten Waffen zum ewigen Gedächtnis am Tempel des Apollo
selbst zur Aufstellung zu bringen. Sie wurden so zu einem Gegen-
stück der Marathonbeute. Eine höhere Wertung ihres Verdienstes
konnte es nicht geben. Wer diese Tatsache ohne Voreingenommen-
heit in sich aufnimmt, wird sich der Einsicht nicht verschließen wol-
len, daß sie einen Anspruch darauf hatten, als die ersten Helfer des
Gottes anerkannt zu werden, und daß ihnen diese Anerkennung
wirklich zuteil wurde.
Wir müssen daher — das ist meine feste Überzeugung — in den
Ätolern, und nicht in den Amphiktionen, die Stifter des Siegesfestes
sehen. Dieser Ansicht stand, solange man an dem Glauben fest-
hielt, daß die Soterien in den Jahren der Pythien gefeiert wurden,
ein schweres Hindernis entgegen, die Siegerliste aus Nikodamos’
Jahr, das von Flaceliere früher 258/7, jetzt 254/3 angesetzt wird.
Sie stammte vom Fest der Amphiktionen und war doch in einem
Pythienjahr ausgestellt. Das mußte als ein wichtiges Zeugnis für die
Priorität des amphiktionischen Festes gewertet werden. Es ist das
Wesen wahrer Erkenntnis, daß sie über den engeren Bereich ihres
Gegenstandes hinaus neues Licht verbreitet und scheinbar unlös-
liche Schwierigkeiten behebt. Als im Hermes 1940, 54ff. die Frage
der Vierjährigkeit der ätolischen Soterien untersucht wurde, lag die
Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1942/43. 1. Abh.
Denn mit Hieron 274/3, Diomedon 273/2, Eubulos 272/1 ist die
Lücke vor Pytharatos 271/0 gefüllt. Da in der ätolischen Strategen-
liste nach Klaffenbach die Jahre 278/7 bis 274/3 frei sind, ent-
steht von dieser Seite keine Schwierigkeit, und ebenso steht es mit
dem delphischen Archon Kraton.
Von der Forderung der Frühdatierung könnte nur in dem einen
Fall abgesehen werden, daß sich der von Roussel erhobene Ein-
wand, die Ätoler seien ursprünglich nicht als die Träger des Sieges
von 279 angesehen worden, bewahrheiten sollte, a.a.O. 1924, 108:
'on ne songeait pas encore a voir en eux les champions par excellence
du dieu de Delphes.’ Mit dieser Ansicht habe ich mich im Hermes
1933, 449ff. auseinandergesetzt. Ohne die einzelnen Zeugnisse
erneut aufzuführen, darf daran erinnert werden, daß die Ätoler die-
sen Sieg wie keinen vorher und keinen nachher durch Siegesdenk-
mäler in Delphi und Thermon gefeiert haben. Sie waren sich offen-
bar bewußt, daß sie sich durch ihren tapferen Einsatz ein Verdienst
um alle Hellenen erworben hatten. An Zustimmung der Zeitgenos-
sen hat es ihnen nicht gefehlt. Von der Priesterschaft des delphi-
schen Heiligtums erhielten sie die Erlaubnis, die im Keltenkrieg
erbeuteten Waffen zum ewigen Gedächtnis am Tempel des Apollo
selbst zur Aufstellung zu bringen. Sie wurden so zu einem Gegen-
stück der Marathonbeute. Eine höhere Wertung ihres Verdienstes
konnte es nicht geben. Wer diese Tatsache ohne Voreingenommen-
heit in sich aufnimmt, wird sich der Einsicht nicht verschließen wol-
len, daß sie einen Anspruch darauf hatten, als die ersten Helfer des
Gottes anerkannt zu werden, und daß ihnen diese Anerkennung
wirklich zuteil wurde.
Wir müssen daher — das ist meine feste Überzeugung — in den
Ätolern, und nicht in den Amphiktionen, die Stifter des Siegesfestes
sehen. Dieser Ansicht stand, solange man an dem Glauben fest-
hielt, daß die Soterien in den Jahren der Pythien gefeiert wurden,
ein schweres Hindernis entgegen, die Siegerliste aus Nikodamos’
Jahr, das von Flaceliere früher 258/7, jetzt 254/3 angesetzt wird.
Sie stammte vom Fest der Amphiktionen und war doch in einem
Pythienjahr ausgestellt. Das mußte als ein wichtiges Zeugnis für die
Priorität des amphiktionischen Festes gewertet werden. Es ist das
Wesen wahrer Erkenntnis, daß sie über den engeren Bereich ihres
Gegenstandes hinaus neues Licht verbreitet und scheinbar unlös-
liche Schwierigkeiten behebt. Als im Hermes 1940, 54ff. die Frage
der Vierjährigkeit der ätolischen Soterien untersucht wurde, lag die
Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1942/43. 1. Abh.