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Kolbe, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 1. Abhandlung): Die ätolischen Soterien und die attische Archontenforschung — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.42031#0082
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Walther Kolbe:

Was zunächst die Methode dieses Vorgehens anbelangt, so will
mir scheinen, daß mit ihr unabhängige Ergebnisse nur dann erzielt
werden können, wenn die Daten der frühesten Beispiele einwandfrei
gesichert sind. Das ist aber bei Dow nicht der Fall. Wenn er sagt,
daß die neue Schreibweise um die Mitte des dritten Jahrhunderts
zum Siege gelangt ist, so kommt er zu dieser Aussage lediglich aus
dem Grunde, weil er von der Richtigkeit des von Ferguson ver-
tretenen Datums -— es sei 255/4 oder 243/2 — überzeugt ist. Wir
haben die kennzeichnenden Merkmale eines ύστερον — πρότερον.
Dow setzt voraus, was er beweisen will. Weil Polyeuktos’ Ansatz
umstritten ist, war die Hoffnung, das Problem auf diesem Wege för-
dern zu können, ein Versuch mit untauglichen Mitteln.
Die Sachlage gewinnt ein anderes Gesicht, wenn wir statt des
noch als fraglich zu betrachtenden Polyeuktos mit einem gesicherten
Archon arbeiten können. Das ist bei der Urkunde II2 662 der Fall,
die zwar noch nicht die allerletzte Fonm, aber doch einen weit fort-
geschrittenen Grad der Auflockerung zeigt. Für 662 wird nach
Kirchner das Archontat des Menekles in Anspruch genommen.
Diese Ergänzung kann nicht zutreffend sein, seit erkannt ist, daß
Men ekles in die 60 er Jahre gehört. Seinem Inhalt nach muß jenes
Dekret nämlich vor dem Tod des Lysimachos angesetzt werden, also
vor 281, vergl. Ferguson Hellenistic Athens 147. In den 80er Jah-
ren kommen nur Diokles oder Telokles 287/6 oder 289/8 als Archon-
ten von n. 662 in Betracht. Die Entwickelung ist also bereits um
290 soweit fortgeschritten, daß sie ihr Ziel leicht in einem Jahrzehnt
erreichen konnte. Die neue Schreibweise tritt gleich in mehreren
Texten auf, II2 781 unter Thersilochos, 679 unter Polyeuktos, 683
unter Hieron. Jedoch ist zu beachten, daß es sich nicht um einen
grundsätzlichen Wechsel handelt.
 
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