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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1944/48, 3. Abhandlung): Drei Erdkarten: ein Beitrag zur Erdkenntnis des hebräischen Altertums — Heidelberg, 1949

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https://doi.org/10.11588/diglit.42185#0049
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Die Yölkertafel

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und so wird Josephus, ant. Jud. I 123, Mägög im Sinne des Ver-
fassers der Völkertafel richtig auf die Skythen deuten. Eine Glei-
chung Mägög = Lydien verbietet sich, weil Lüd zu Säm gestellt ist,
auch dies Land zwischen Phrygien (’Askenaz) und Ionien (Jäwän)
kaum Platz hat. Vielmehr denkt sich der Verfasser das Gebiet von
Mägög, welches er zwischen Gomer und Mädai nennt, offenbar wei-
ter nordöstlich liegend.
Die Frage ist: wie sieht die Erdkarte für den Verfasser dieses
Völkerstammbaums aus ?
Gehen wir davon aus, daß er sich nach allgemein herrschender
Vorstellung die Erde als eine kreisrunde vom Ozean umgebene
Scheibe denkt. Das nördliche Segment dieses Kreises ist das Gebiet
Jafets, das südliche Segment das Gebiet Ghäms; der Kreisausschnitt
zwischen beiden ist das Gebiet Sems.
Die Aufzählung der Söhne Sems beginnt im Osten jenseits des
Tigris mit TJläm und ’Assür. Letzteres erstreckt sich, wie oben ge-
zeigt wurde, nach Westen hin bis an den Euphrat. Eine Ausdehnung
des Namens ’Assür auch auf das Gebiet westlich vom Euphrat kennt
der Verfasser nicht; denn hier sitzt Aram mit den ihm zugehörigen
Stämmen TJs, Chül, Geter und Mas. Erst die Griechen scheinen den
Namen ’Assür in der verkürzten Form Συρία bis zur Mittelmeerküste
ausgedehnt zu haben. Herodot, wo er die Einteilung des persischen
Reichs in Satrapien (νομοί) darstellt (III 89—94), zählt Φοινίκη
πασα καί Συρίη ή Παλαιστίνη καί Κύπρος . . . πλήν μοίρης τής 3Αραβιών
als fünften νομός und Βαβυλών καί ή λοιπή Άσσυρίη als neunten νομός.
Ebenso unterscheidet Xenophon (anab. VII 8,25) Συρία, Ασσυρία,
Φοινίκη, Αραβία. Sie nennen also das Küstenland Φοινίκη, das Hin-
terland Συρία1 *.
Aram bezeichnet das Gebiet der alten Aramäerstaaten von
’Aram Nahäraim (Παραποταμία) bis Damaskus. Dieses Gebiet bewoh-
nen die Söhne ’Aräms TJs, Chül, Geter und Mas. fUs sitzt in der Tra-
chonitis südlich von Damaskus (Jos. ant. Jud. I 145) und weiter
nördlich bis an den Euphrat έν γή τή Αύσίτιδι έπί των ορίων του
1 Später unterscheidet man ή άνω Συρία und ή Κοίλη Συρία; so Diodor
(vermutlich nach Hieronymus von Kardia), bei dem das erstere auf der einen
Seite an Babylonien (XVIII 6, 3), auf der anderen Seite an Kilikien (XIX 93,1)
und an das Mittelmeer (XIX 79, 6) angrenzt. Koilesyrien begreift das südlic.i
davon gelegene Land in sich, einschließlich Palästinas, vgl. Klearch von
Soloi (bei Jos. c. Apionem I 179), der Judäa dazurechnet, und Sk.yl.ax (c. 104),
der es bis Askalon reichen läßt.
 
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