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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1944/48, 3. Abhandlung): Drei Erdkarten: ein Beitrag zur Erdkenntnis des hebräischen Altertums — Heidelberg, 1949

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https://doi.org/10.11588/diglit.42185#0055
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Die Völkertafel

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An Medien grenzt im Westen Jäwän, d. h. die großen ionischen
Küstenstädte und Inseln. In diesem engeren Sinne wird Jäwän an
älteren Stellen des Alten Testamentes gebraucht1. Als Söhne Jä-
wäns, d. h. als von Ioniern besiedelte Gebiete, gelten ’Elisä, Tarsis,
Kittim und Rödänim. Wir dürfen nicht vei langen, daß der Verfas-
ser über die Geschichte der ionischen Kolonisation im einzelnen Be-
scheid wissen mußte. Im allgemeinen stimmt doch die Ableitung
dieser vier Namen von Jäwän mit den geschichtlichen Tatsachen
überein. Wenn es richtig ist, ’Elisä im Süden des Peloponnes zu su-
chen2, so kann daran erinnert werden, daß die Besetzung der süd-
östlichen Küstenlandschaften des Peloponnes durch die Dorer wahr-
scheinlich von Kreta ausgegangen ist3. Zutreffend ist, daß von Grie-
chen zuerst der samische Kaufmann Kolaios nach Tartessos (Tarsis),
der alten phönikischen Handelsniederlassung, gelangt ist (Herodot
IV 152) und daß bald darauf, Ende des 7. Jahrhunderts, die Phokäer
regelmäßige Handelsverbindungen mit Tartessos angeknüpft ha-
ben4. Kypros (Kittim) ist bereits seit Ende der mykenischen Zeit
zum größten Teil griechisch; phönikisch waren hier nur Κίτων im
Südosten und ΛάπηΤος an der Nordküste5. Dagegen ist Rhodos (Rö-
dänim) durch Dorer von Kreta aus besiedelt worden6.
Auf Jäwän läßt die Völkertafel Tübäl (Tibarener) und Mesek
(Moscher) folgen. Diese sitzen zur Zeit des Verfassers an der Küste
von Pontus7, wohin sie seit dem kimmerisch-skythischen Völker-
sturm aus ihren Wohnsitzen in Kataonien (im südlichen Kappado-
kien) zurückgedrängt worden waren8. Die Reihenfolge der Namen
zeigt, daß der Verfasser durch die Beschreibungen der Küstenfahrer
bestimmt ist. Ein klares Bild von dem Verlauf dieser Küsten des
3 F. H. Weissbach und W. Bang, Die altpersischen Keilinschriften, 1908
S. 12f., 36f. W. Sieglin (Atlas antiquus 1893) setzt die tyaiy darayahyä nach
Kypros und an die palästinisch-phönikische Küste, also den Philistern und
Phönikern gleich.
1 Später bezeichnet es die Griechen überhaupt: Sach 913 (Glosse) Dan 821
913 10,0 112.
2 Vgl. S. 23 Anm. 5; 24 Anm. 1 u. 2.
3 Vgl. Ed. Meyer, Gesell, d. Altert. III2, S. 248f. Dagegen sind die grie-
chischen Städte Siziliens und Campaniens euböische und dorische Gründun-
gen (a.a.0., 438ff.).
4 Vgl. Ed. Meyer, a.a.O., III2, S. 639.
3 Vgl. a.a.O., II 22, S. 86ff.
6 Vgl. a.a.O., III2, S. 250f.
7 Vgl. S. 22.
8 Vgl. S. 22 Anm. 3 u. 4.
 
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