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Friedrich Panzer
gerne hätte mitteilen mögen, wie das Zitat besagt, steht nichts da.
Ich füge hier, den deutschen Kreis ausnahmsweise überschrei-
tend, einen Beleg aus skandinavischer Dichtung ein, da er besonders
auffallend ist. Im Codex regius der Eddalieder zitiert die Prosa
hinter Str. 18 des 2. Liedes von Helgi dem Hundingstöter Verse aus
der vorangegangenen Aufzeichnung des 1. Liedes. Es heißt da
(Edda hg. v. G. Neckel 19272, S. 150): jDa kvad Gudmundr, svdr sem
fyrr er ritat i Helgakvido:
Hverr er fylkir, sä er flota styrir
ok feiknalid fcerir at landi ?
,,Da sprach Gudmund, wie oben geschrieben steht im Helgiliede:
,wer ist der Fürst, der der Flotte gebietet, und die Kriegerschar
zum Lande führt ?5“
Die zitierte Strophe ist die 32. des ersten Helgiliedes, lautet
aber an der Stelle des Codex regius, auf die das Zitat verweist, so
(a. a. 0. S. 131):
Frä godborinn Gudmundr at pvi:
,Hverr er landreki, sä er lidi styrir,
ok kann feiknalid fcerir at landi
Zitat und Original decken sich also auch hier, wo beide in der-
selben Handschrift kurz hintereinander stehen, keineswegs genau.
Wir haben bisher nur Zitate betrachtet, die in Epen sich finden.
Auch in der Lyrik bieten sich solche und sie zeigen vielfach dieselbe
Art des Zitierens, wie wir sie bisher kennengelernt haben.
In einem Liede, das die Überlieferung Walther von der Vogel-
weide wahrscheinlich mit Unrecht zuschreibt (s. C. v. Kraus, Walther
v. d. Vogelweide, Untersuchungen 1935, S. 458ff.), heißt es im Ein-
gang (Lachmanns Waltherausgabe 122, 24):
Ein meister las,
troum unde Spiegelglas,
daz si zem winde bi der stsete sin gezalt.
,,Ein Meister lehrte, daß Traum und Spiegelbild nicht beständiger
seien als der Wind.“
SlMROCK hat schon bemerkt, daß hier Verse aus dem Parzival-
eingang zitiert werden. Lachmann hat in einer Anmerkung zu dem
Gedichte die Richtigkeit dieser Bemerkung bezweifelt, „weil Walther
wohl wußte, das Wolfram nicht las und weil dieser von des Blinden
Traume spricht“. Das Zitat ist in der Tat sehr ungenau. Wolf-
rams Verse lauten (Parz. 1, 20):
Friedrich Panzer
gerne hätte mitteilen mögen, wie das Zitat besagt, steht nichts da.
Ich füge hier, den deutschen Kreis ausnahmsweise überschrei-
tend, einen Beleg aus skandinavischer Dichtung ein, da er besonders
auffallend ist. Im Codex regius der Eddalieder zitiert die Prosa
hinter Str. 18 des 2. Liedes von Helgi dem Hundingstöter Verse aus
der vorangegangenen Aufzeichnung des 1. Liedes. Es heißt da
(Edda hg. v. G. Neckel 19272, S. 150): jDa kvad Gudmundr, svdr sem
fyrr er ritat i Helgakvido:
Hverr er fylkir, sä er flota styrir
ok feiknalid fcerir at landi ?
,,Da sprach Gudmund, wie oben geschrieben steht im Helgiliede:
,wer ist der Fürst, der der Flotte gebietet, und die Kriegerschar
zum Lande führt ?5“
Die zitierte Strophe ist die 32. des ersten Helgiliedes, lautet
aber an der Stelle des Codex regius, auf die das Zitat verweist, so
(a. a. 0. S. 131):
Frä godborinn Gudmundr at pvi:
,Hverr er landreki, sä er lidi styrir,
ok kann feiknalid fcerir at landi
Zitat und Original decken sich also auch hier, wo beide in der-
selben Handschrift kurz hintereinander stehen, keineswegs genau.
Wir haben bisher nur Zitate betrachtet, die in Epen sich finden.
Auch in der Lyrik bieten sich solche und sie zeigen vielfach dieselbe
Art des Zitierens, wie wir sie bisher kennengelernt haben.
In einem Liede, das die Überlieferung Walther von der Vogel-
weide wahrscheinlich mit Unrecht zuschreibt (s. C. v. Kraus, Walther
v. d. Vogelweide, Untersuchungen 1935, S. 458ff.), heißt es im Ein-
gang (Lachmanns Waltherausgabe 122, 24):
Ein meister las,
troum unde Spiegelglas,
daz si zem winde bi der stsete sin gezalt.
,,Ein Meister lehrte, daß Traum und Spiegelbild nicht beständiger
seien als der Wind.“
SlMROCK hat schon bemerkt, daß hier Verse aus dem Parzival-
eingang zitiert werden. Lachmann hat in einer Anmerkung zu dem
Gedichte die Richtigkeit dieser Bemerkung bezweifelt, „weil Walther
wohl wußte, das Wolfram nicht las und weil dieser von des Blinden
Traume spricht“. Das Zitat ist in der Tat sehr ungenau. Wolf-
rams Verse lauten (Parz. 1, 20):