Metadaten

Panzer, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1949/50, 2. Abhandlung): Vom mittelalterlichen Zitieren — Heidelberg, 1950

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42217#0038
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
38

Friedrich Panzer

und Azagouc (zuerst 16, 2 und 27, 29) auf, die Gahmuret, anschei-
nend in Nordafrika, mit Belakanens Hand gewinnt und späterhin
seinem Sohne Feirefiz vererbt (750, 19). Im 5. Buche (234, 5) er-
fahren wir weiter, daß die vornehmen Jungfrauen auf der Gralburg
Röcke trugen, die aus grünem Samt von Azagouc angefertigt
waren. Oh und welche Entsprechung diese Namen in der Wirklich-
keit haben, ist bis heute nicht mit Sicherheit erwiesen. E. Martin
wollte sie auf Solinus zurückführen (Zur Gralsage, Quellen und For-
schungen 42, 1880, S. 5ff.), dem Wolfram in der Tat manches ent-
nommen zu haben scheint. Aber daß die beiden Namen aus den
dort vorkommenden Völkernamen Garamantce und Azachcei er-
wachsen sein sollten, will wenig einleuchten. K. Bartsch (Germa-
nist. Studien 2, 1875, 129 A) dachte hei Azagouc an das indische
AsseergurJi, Ritter (nach Hagen, ZfdPh. 38, 1906, 223f.) an Ag'azi,
wonach die Abessinier gemeint wären. Neuerdings will W. Snelle-
MAN (Das Haus Anjou und der Orient in Wolframs Parzival 1941,
S. 83f.) Zazamanc auf Aethiopien deuten und möchte in dem Namen
eine Entstellung aus dem in Marco Polos Reisen genannten Namen
des Königspalastes Casa Mansa sehen.
Die Unmöglichkeit, die beiden Namen geographisch und ge-
schichtlich eindeutig festzulegen, öffnete schwankenden Auffassun-
gen das Tor, auch in der Frage, wer sie in die Literatur eingeführt
habe. K. Lachmann (Zu den Nibelungen und zur Klage 1836 zu
Str. 353, 417) erklärt beide Namen für Erdichtungen Wolframs,
aus dessen Parzival sie sodann das Nibelungenlied entlehnt habe;
die beiden Strophen sollten aber nicht den ursprünglichen Liedern
angehören, sondern als Interpolationen erst ihrer späteren Samm-
lung. Und zwar wäre, da Str. 439 in A fehlt, zunächst nur Zazamanc
in die Sammlung aufgenommen worden, dann erst durch eine zweite
Entlehnung aus dem Parzival Azagouc. LACHMANN war aber, als
er dies schrieb, nicht in der Lage, das genauere Verhältnis des Parzi-
val zur Liederüberlieferung zu erkennen, weil er von der Bearbei-
tung C* nur die Donaueschinger Hs. kannte, die an der in Betracht
kommenden Stelle lückenhaft ist. Erst das Bekanntwerden der
Maihinger Papierhandschrift a füllte die Lücke aus und machte die
Beziehung deutlich, in der die Parzivalstelle zur Bearbeitung C*
steht. Auch A. ILoltzmann kannte die Hs. a noch nicht, als er
(Untersuchungen über das Nibelungenlied 1854, S. 92ff.) unser
Problem behandelte. Er vermutete aber mit sicherer Intuition:
„hätten wir den Text von C*, so würden wir in dieser Strophe
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften