Vom mittelalterlichen Zitieren
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(1468) höchstwahrscheinlich die Worte (von den sniteri) finden,
welche Wolfram anführt.“ Der einschlägige Text der Hs. a wurde
erst 1857 von F. Zarncke (im 8. Bande der Sitzungsberichte der
Ges. d. Wftn. zu Leipzig, S. 244ff.) mitgeteilt.
F. Pfeiffer hat dann 1857 (a. a. 0.) mit Entschiedenheit er-
klärt, daß der Parzival die Namen aus dem Nibelungenlied geholt
habe. Die gleiche Auffassung wurde von W. Braune (a. a. 0.) ver-
treten. Einen Einfluß des Parzival aufs Nibelungenlied anzuneh-
men, führte er aus, liege vollkommen fern, wogegen Wolfram nach-
weislich von überall her fremdartig klingende Namen entlehnte.
So habe er gewiß auch die Namen Azagouc und Zazamanc aus dem
Liede entnommen.
Ich möchte mich dahin erklären, daß mir eine völlig gesicherte
Entscheidung in dieser Sache nach unserem bisherigen Wissen nicht
gegeben erscheint. Unmöglich ist Pfeiffer-Braunes Annahme,
daß Wolfram die Namen aus dem Liede geholt haben könnte,
offenbar nicht. Sie stehen dort nicht so isoliert, wie Martin das
hinstellte, werden im Liede doch auch Stoffe aus Arcibi, Lybia,
Marroch, Ninnive, Steine aus India erwähnt. Aber freilich sind
diese Namen doch ganz anders allgemein bekannt und von anderer
Struktur als unsere zwei Schmerzenskinder. So will mich doch,
wenn auch mehr gefühlsmäßig zu begründen, wahrscheinlicher dün-
ken, daß, wie ich schon „Gahmuret“ (SB d. Hdbg. Akad. 1940 S. 14)
dargelegt habe, Wolfram diese zungenschnalzenden, vom Lächeln
des Märchenerzählers übergoldeten Namen, die keine Geschichts-
quelle überliefert und kein Atlas verzeichnet, frei erfunden habe,
wie das nachweislich auch sonst der Fall gewesen ist. Sie müßten
dann vom Liede aus dem Parzival übernommen sein, in dessen
erstem Buche sie beide sich finden. Es stimmt dazu, worauf E.
Schröder (ZfdA. 59. 244) hingewiesen hat, daß dort auch das
Wort harnaschvar zuerst begegnet, das im Liede 2088, 2 auf-
tauöht. Ich möchte dazu annehmen, daß in der Erzählung von
Kriemhilds Traum die Worte Str. 13, 3 den ir zwen am erkrummen,
daz si daz muose sehen: ir enkunde in dirre werlde nimmer leider ge-
schehen nicht zufällig Zusammentreffen mit der Erzählung WOLF-
RAMS von Herzeloydens ahnungsvollem Tiertraum, der ihr den
Sohn weissagt und ihr künftiges tragisches Schicksal. Er erzählt
mit gleichen Reimen Parz. 104, 16 daz herze er (der Drache) ir üzem
libe brach; die forhte muose ir ougen sehen. Ez ist selten wibe mer
geschehen in släfe kumber dem gelich.
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(1468) höchstwahrscheinlich die Worte (von den sniteri) finden,
welche Wolfram anführt.“ Der einschlägige Text der Hs. a wurde
erst 1857 von F. Zarncke (im 8. Bande der Sitzungsberichte der
Ges. d. Wftn. zu Leipzig, S. 244ff.) mitgeteilt.
F. Pfeiffer hat dann 1857 (a. a. 0.) mit Entschiedenheit er-
klärt, daß der Parzival die Namen aus dem Nibelungenlied geholt
habe. Die gleiche Auffassung wurde von W. Braune (a. a. 0.) ver-
treten. Einen Einfluß des Parzival aufs Nibelungenlied anzuneh-
men, führte er aus, liege vollkommen fern, wogegen Wolfram nach-
weislich von überall her fremdartig klingende Namen entlehnte.
So habe er gewiß auch die Namen Azagouc und Zazamanc aus dem
Liede entnommen.
Ich möchte mich dahin erklären, daß mir eine völlig gesicherte
Entscheidung in dieser Sache nach unserem bisherigen Wissen nicht
gegeben erscheint. Unmöglich ist Pfeiffer-Braunes Annahme,
daß Wolfram die Namen aus dem Liede geholt haben könnte,
offenbar nicht. Sie stehen dort nicht so isoliert, wie Martin das
hinstellte, werden im Liede doch auch Stoffe aus Arcibi, Lybia,
Marroch, Ninnive, Steine aus India erwähnt. Aber freilich sind
diese Namen doch ganz anders allgemein bekannt und von anderer
Struktur als unsere zwei Schmerzenskinder. So will mich doch,
wenn auch mehr gefühlsmäßig zu begründen, wahrscheinlicher dün-
ken, daß, wie ich schon „Gahmuret“ (SB d. Hdbg. Akad. 1940 S. 14)
dargelegt habe, Wolfram diese zungenschnalzenden, vom Lächeln
des Märchenerzählers übergoldeten Namen, die keine Geschichts-
quelle überliefert und kein Atlas verzeichnet, frei erfunden habe,
wie das nachweislich auch sonst der Fall gewesen ist. Sie müßten
dann vom Liede aus dem Parzival übernommen sein, in dessen
erstem Buche sie beide sich finden. Es stimmt dazu, worauf E.
Schröder (ZfdA. 59. 244) hingewiesen hat, daß dort auch das
Wort harnaschvar zuerst begegnet, das im Liede 2088, 2 auf-
tauöht. Ich möchte dazu annehmen, daß in der Erzählung von
Kriemhilds Traum die Worte Str. 13, 3 den ir zwen am erkrummen,
daz si daz muose sehen: ir enkunde in dirre werlde nimmer leider ge-
schehen nicht zufällig Zusammentreffen mit der Erzählung WOLF-
RAMS von Herzeloydens ahnungsvollem Tiertraum, der ihr den
Sohn weissagt und ihr künftiges tragisches Schicksal. Er erzählt
mit gleichen Reimen Parz. 104, 16 daz herze er (der Drache) ir üzem
libe brach; die forhte muose ir ougen sehen. Ez ist selten wibe mer
geschehen in släfe kumber dem gelich.