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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1952, 4. Abhandlung): Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab — Heidelberg, 1952

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https://doi.org/10.11588/diglit.42315#0007
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Die Ostergeschichten haben wie immer so auch im letzten Men-
schenalter die Wissenschaft beschäftigt, und die allgemeinen Fort-
schritte in der Erforschung des Urchristentums sind dieser Arbeit
naturgemäß zugute gekommen. Mir scheint aber, daß über den
mancherlei literaturgeschichtlichen, traditionsgeschichtlichen, mo-
tivgeschichtlichen und formgeschichtlichen Untersuchungen die
Frage nach dem einfach Geschichtlichen über Gebühr zurückgetre-
ten ist, d. h. die Frage nach dem geschichtlichen Kern dessen, was
die Überlieferung historisch bezeugt1. Das Interesse an den Oster-
geschichten droht die Ostergeschichte zu verdecken. Aber die phi-
lologische Arbeit, die bei der Beurteilung der Quellen selbstver-
ständlich das erste Wort hat und behalten muß, darf nicht dazu
führen, daß die eigentlich historische Frage nach dem Gewesenen,
nach dem wirklichen Ablauf und nach dem inneren Zusammenhang
des Geschehenen zweitrangig erscheint und womöglich gar als ba-
nausisch an den Rand geschoben wird. Berechtigte kritische Be-
denken gegen einen naiven Psychologismus und Historismus haben
uns in der direkten Ausbeutung und Ausdeutung der alten Texte
zurückhaltend gemacht; aber sie dispensieren noch nicht von der
Aufgabe, auf Grund einer besseren und vorsichtiger gehandhabten
Methode die alte, unausweichliche Frage des Historikers von neuem
zu stellen und auch zu beantworten, d. h. auszumachen, wieweit
und mit welchem Grade von Wahrscheinlichkeit die tatsächlichen
Geschehnisse und ihr Ablauf noch zu ermitteln sindla.
1 „Sowie es gilt, die geschichtliche Ursache der Tradition literarischen Gutes
zu ermitteln, beginnt die verschiedene Meinung“, sagt E. Fascher schon 1927 mit
Recht: Die Auferstehung Jesu und ihr Verhältnis zur urchristlichen Verkündigung,
Zeitschr. f. neutest. Wissensch. 26 (1927) 4.
la Der letzte große Versuch in dieser Richtung, die Darstellung Ed. Meyers,
Ursprung und Anfänge des Christentums I (1921), II (1923), litt unter einer schon
damals etwas veralteten Methode der Quellenkritik und verstärkte besonders unter
den Theologen, die seiner Leistung nicht immer gerecht geworden sind, das Miß-
trauen gegen diese Art des Vorgehens überhaupt. Em. Hirsch, Die Auferstehungs-
geschichten und der christliche Glaube (1940), erschien unter unglücklichen theo-
logischen Auspizien und wurde vorzüglich von hier aus beachtet. Die folgende Un-
tersuchung kommt seinen historischen Ergebnissen nah, hofft sie aber breiter und
vorsichtiger begründen zu können. Aus der älteren Literatur verdient immer noch
Hervorhebung E. v. Dobschütz, Ostern und Pfingsten. Eine Studie zu I. Korin-
ther 15 (1903).
 
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